„3 Worte-Neue Notizen aus der Gegenwart“ - KT Guttenberg liest aus seinem neuen Buch-Teil 11

Shownotes

Aufgrund der großen Nachfrage, gehen wir in die Verlängerung. Jeden Freitag hören Sie weitere Auszüge aus dem Buch von KT Guttenberg!

Wer's noch nicht kennt: KT Guttenberg liest aus seinem neuen Buch „3 Worte – Neue Notizen aus der Gegenwart“ vor. Das Werk ist im Herder Verlag erschienen und bietet spannende Einblicke in Politik, Gesellschaft und persönliche Reflexionen.

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Einige Highlights der Gysi Gegen Guttenberg Tour:

09.12.25 Stuttgart, Liederhalle

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Transkript anzeigen

00:00:00: Heute bei drei Worte, neue Notizen aus der Gegenwart geht es um Beziehungen, um echte Beziehungen.

00:00:06: Viel Spaß dabei!

00:00:09: München Freundschaften Sixpack Sonntagabend.

00:00:15: Ich stehe an der Kasse im Edeka am Hauptbahnhof.

00:00:18: Nicht allein.

00:00:19: Viele andere tummeln sich in diesem Widerstandsnest gegen deutsche Ladenschlussromantik.

00:00:25: Es gibt attraktivere Optionen, um die Woche ausklingen zu lassen.

00:00:28: Geschenkt, ich war verreist, der Kühlschrank ist genend leer.

00:00:33: Vor mir ein älteres Pärchen.

00:00:35: Und eine Gruppe Jugendliche.

00:00:38: Sie tragen alle das gleiche T-Shirt, Aufschrift, für immer Freunde.

00:00:43: Die Freunde wirken allerdings merkwürdig distanziert.

00:00:46: Sie unterhalten sich nicht, starren lediglicher auf ihre Handys.

00:00:50: In der anderen Hand jeweils ein Sixpack mit Bierdosen.

00:00:54: Unsere Kinder wissen schon gar nicht mehr, was Freundschaft bedeutet, sagt der Mann vor mir zu seiner Frau.

00:01:00: An allem sind nur diese grässlichen neuen Technologien schuld.

00:01:04: Wieso?

00:01:05: Wir haben doch auch nur uns.

00:01:07: Er grummelt etwas Unverständliches.

00:01:10: Die Szene erinnert mich an eine Diskussion, die ich kürzlich in den USA hatte.

00:01:14: Dort wird mittlerweile von einer Friendship-Recession gesprochen.

00:01:18: Freundschaften werden heute idealisiert, sagt die Menschsoziologe.

00:01:23: Er stürzte seinen ernüchternden Befund auf aktuelle Studien.

00:01:27: Unabhängig von den Auswirkungen der Covid-Pandemie bestätigen sie einen Langzeittrend.

00:01:32: Demnach würden Amerikaner erheblich weniger Zeit mit Menschen außerhalb ihrer Familie verbringen als noch vor zehn Jahren.

00:01:39: Dies gelte für alle Altersklassen und Einkommensniveaus für Staat wie Belandbevölkerung gleichermaßen.

00:01:47: Wir leben in einem Zeitalter der Einzelgänge, stellte er lakonisch fest.

00:01:51: Seit vielen Jahren nehme das Engagement in Vereinen, Kirchlichen und anderen Institutionen ab.

00:01:57: Freizeit werde zunehmend individualisiert und vom Smartphone bektiert.

00:02:03: Nun sind unsere Kulturen nur bedingt miteinander vergleichbar.

00:02:06: Aber auch in Ländern Europas kommen Wissenschaftler zu ähnlichen Ergebnissen.

00:02:11: Den Österreichern etwa eilt nicht der Rufmangel der Geselligkeit voraus.

00:02:15: Zwinf gaben noch noch neununddreißig Prozent der Befragten an, regelmäßig etwas mit ihren Freunden zu unternehmen.

00:02:17: Zwinf gaben noch neununddreißig Prozent der Befragten an, regelmäßig etwas mit ihren Freunden zu unternehmen.

00:02:21: Zwinf gaben noch neununddreißig Prozent der Befragten an, regelmäßig etwas mit ihren Freunden zu unternehmen.

00:02:23: Zwinf gaben noch neununddreißig Prozent der Befragten an, regelmäßig etwas mit ihren Freunden zu unternehmen.

00:02:25: Zwinf gaben noch neununddreißig Prozent der Befragten an, regelmäßig etwas mit ihren.

00:02:27: Nun könnte man meinen, die Familiendiener als Auffang becken.

00:02:30: Stattdessen sank die Zahl derer, die sich regelmäßig mit ihren nächsten Beschäftigten, von sixty-fünf auf sechsenvierzig Prozent.

00:02:39: Manche Zeitgenossen scheuen sich nicht davor, mit wildfremden Menschen eine Gongtherapie zu machen.

00:02:45: Anderen erscheint es als Zumutung, sich in einem Verein einzubringen.

00:02:49: Ja, man mischt sich unter Menschen, aber unter Vermeidung all zu straffersozialer Verpflichtungen.

00:02:54: Die trügerische Kraft der Unverbindlichkeit.

00:02:59: Vor dem Ediker wird es plötzlich laut.

00:03:01: Die Jugendlichen machen sich an den Bierdosen zu schaffen.

00:03:04: Fröhliches Geschnatter und Gehole.

00:03:07: Sie scheren sich nicht um akademische Turnübungen und sociologische Betrachtungen.

00:03:12: Einigermaßen versöhnt mache ich mich auf den Weg.

00:03:15: Die beiden Sicherheitskräfte, die auf sie zukommen, sehen allerdings nicht so aus, als wollten sie Freundschaft schließen.

00:03:23: Amsterdam.

00:03:24: Scherben.

00:03:25: Versöhnung.

00:03:27: Vorgestern.

00:03:28: Später Nachmittag in einem Hotel in Amsterdam.

00:03:31: Im Nachbarzimmer plötzlich geschrei.

00:03:34: Ein Paar streitet sich laut heils in einer mir fremden Sprache.

00:03:38: Gemäuer sind hellhörig, Tür und Schlagen.

00:03:42: Irgendwann fliegen Gläser gegen die Wand.

00:03:44: Schließlich auch größere Gegenstände.

00:03:46: Die beiden berühren sich die Seele aus dem Leib.

00:03:49: Ich spiel mit dem Gedanken, die Rezeption anzurufen, schlimmstenfalls gibt es noch Verletzte.

00:03:55: Dann wird es unvermittelt still.

00:03:58: Meine Sorge wächst.

00:03:59: Bis sich ihre Stimmen wieder hören, nun aber ohne Historie, scheinen sich wieder zu vertragen.

00:04:04: Vielleicht sind ihnen aber auch nur die Wurfgeschosse ausgegangen.

00:04:09: Ich blende den Vorfall aus, muss anschließend zu einem Termin.

00:04:13: Nach meiner Rückkehr herrscht nebenan wieder Radau.

00:04:15: Erneut segeln Dinge durch den Raum, die sonst anderen Zwecken dienen dürften.

00:04:20: Als ich zum Hörer greif, verklopft es an der Tür.

00:04:23: Ich öffne.

00:04:25: Vor mir steht ein Mitarbeiter des Hotels mit einem riesigen Blumenstrauß.

00:04:29: Jemand muss die Restbestände an Tulpen aus den Kolkenaufgärten geplündert haben.

00:04:34: Sind sie Fatima?

00:04:36: Eher nicht, ich kratze mich intuitiv am Bart.

00:04:39: Sie müssen sich im Zimmer geirrt haben.

00:04:41: Den folgenden Satz heute wisse man ja nicht mehr, wer sich alles Fatima nenne, hätte er sich sparen können.

00:04:47: Er spät um die Ecke.

00:04:48: Ach, ah, ja, Sie haben Recht.

00:04:50: Sie ist die Tür neben Ihnen.

00:04:51: Entschuldigen Sie.

00:04:52: Er geht zu den Krawallschachteln.

00:04:55: Das Gemüse scheint zu wirken.

00:04:56: Es kehrt wieder Ruhe ein.

00:04:59: Etwas später breche ich zu einem Abendessen auf.

00:05:02: Als ich zum Aufzug will, tritt ein junges Paar aus dem Nachbarzimmer.

00:05:05: Sie wirken fröhlich.

00:05:07: Ich spreche sie auf Englisch an, ob sie vorherten die Nacht ebenso leidenschaftslos wie die letzten Minuten zu verbringen.

00:05:13: Ich hätte schließlich das Entertainment-Programm inklusive wackelnder Wände mitgebucht.

00:05:17: Beide lachen.

00:05:19: Sorry, aber wir haben vorhin nun wenig diskutiert.

00:05:23: Fatima setzt dann entwaffnete Strahlen auf.

00:05:26: Diskutiert?

00:05:28: Was dürfte ich erwarten, wenn Sie sich tatsächlich einmal streiten müssten?

00:05:32: Nämlich sind mitten in der Hochzeitsplanung, da gehören kleinere Meinungsverschiedenheiten einfach dazu.

00:05:36: Aha.

00:05:38: Außerdem ist noch nichts Magischer, als sich zu versöhnen.

00:05:42: Manche Ehen bestätigen sich wohl erst im ritualisierten Zusammenfügen von Scherbenhaufen.

00:05:47: Nicht das Idealbild, aber immerhin die Floristenzumpf wird unter den beiden wenig zu leiden haben.

00:05:53: Abgesehen von der etwas brachialen Art ihrer Lebensführung, wirkt der Satz der jungen Frau über den Zauber von Versöhnung nach.

00:06:02: Man hört in heutzutage selten.

00:06:04: Die unversöhnliche Gesellschaft droht in einigen Demokratien zum geflügelten Wort zu werden.

00:06:11: Obwohl jemals ein Strauß Tulpen vor den Ministerbüros in Berlin stehen würde, auf der Grußkarte zwei Sätze von Hölderlin, wie der Zwister liebenden, sind die Dissonanzen der Welt.

00:06:22: Versöhnung ist mitten im Streit und alles Getrennte findet sich wieder.

00:06:26: Absender, Der liebe Kollege.

00:06:30: Gewisse Gesten erschließen sich erst durch die Blume.

00:06:34: Hamburg, Netzwerk, Fassade.

00:06:39: In Wirklichkeit ist sein Leben weit entfernt von dem, was er vorgibt zu sein.

00:06:44: Er wusste es.

00:06:45: Nur wir noch nicht.

00:06:47: Am Abend einer Tagung in Hamburg bricht die Fassade.

00:06:51: Bis dahin tritt er auf wie immer.

00:06:53: Selbstbewusst, weltgewandt.

00:06:56: Ein Großmeister des Name-Droppings.

00:06:59: Jedes Gespräch, jedes Treffen, dem er bei wohnt, ist eine Gelegenheit für ihn, die Namen von Prominenten und Berühmtheiten in die Luft zu werfen, als wären sie Sterne, die er anschließend wie nebenbei vom Himmel pflückt.

00:07:12: Er verweist auf Begegnungen mit Politikern, exklusive Events mit Hollywoodstars und intime Unterhaltungen mit renommierten Künstlern.

00:07:21: In der Typologie der Name-Dropper, die viele Formen der Selbstwertsteigerung umfasst, von laut bis verkniffen, zählt er eher zu den beiläufigen Trittbrettfahren.

00:07:32: So wirkt es fast elegant, als er uns während der Diskussion über einen spitzen Politiker wissen lässt, dieser sei privat ein wirklich vergnüglicher Zeitgenosse, der in den monatlichen Schuhfixes überraschen schnell auf den Punkt käme.

00:07:45: Im Plizid meint er, natürlich nicht so schnell wie er selbst.

00:07:49: Er lehnt sich neben mir zufrieden zurück und genießt die Aufmerksamkeit.

00:07:54: Im Laufe des Abends steuere ich, selbstgefährlich nahe an der Wichtig-Tour-Falle, das Gespräch auf einem bekannten amerikanischen Unternehmer.

00:08:03: Ich verschweige, dass ich ihn gut kenne, mich interessiert aber die Meinung der Anwesenden.

00:08:08: Mein Nachbar hält sich zunächst zurück.

00:08:11: Nach einer besonders kritischen Anmerkung mischt er sich ein.

00:08:15: Ich bin seit Jahren eng mit ihm befreundet, diese Einschätzung teile ich nicht.

00:08:19: Er liefert plausible Argumente.

00:08:22: Während einer Pause bedanke ich mich leise bei ihm, offenbare ihm die gemeinsame Bekanntschaft, und frage, ob wir dem Unternehmer nicht ein Foto von uns beiden schicken sollten.

00:08:32: Erziert sich.

00:08:34: Die Bitte ist ihm sichtlich unangenehm, aber er willigt ein.

00:08:38: Ich sende das Bild an den Amerikaner.

00:08:41: Dieser antwortet nach wenigen Sekunden, schön von dir zu hören, aber wer um alles in der Welt ist der Typ neben dir.

00:08:47: Mein Nachbar sieht den Text.

00:08:50: Er blickt mich an.

00:08:52: Ich habe kein Interesse, ihn loszustellen.

00:08:56: Da nimmt der Abend eine überraschende Wendung.

00:08:59: Der Entlarv, der klopft an sein Glas.

00:09:03: Ich bitte um Entschuldigung.

00:09:05: Wofür?

00:09:08: Ich habe mit meinen Kontakten maßlos übertrieben seit Langem.

00:09:11: Ich schäme mich für das Eindruck Schinden.

00:09:14: Ich weiß nicht, was mich getrieben hat.

00:09:16: Womöglich der Drang nach Anerkennung.

00:09:19: Stille.

00:09:21: Bis einer sagt, wir machen es doch alle.

00:09:25: Vielleicht sollten wir uns gelegentlich eingestehen, dass wir nur Flühe im Hermelin-Mantel anderer sind.

00:09:32: Spätestens in diesem Moment war nicht nur der Name-Dropper in der Wirklichkeit seines Lebens angekommen, sondern auch wir, die wir im Hanenkampf der Bedeutung Scotl verlässlich federn lassen.

00:09:44: Der Reichtum der deutschen Sprache kennt übrigens keinen Begriff für dieses Verhalten.

00:09:49: Als wäre es in unserer Kultur nicht verankert.

00:09:53: Die Realität sportet diese Annahme.

00:09:55: Es wurde eine kurze Nacht.

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