„3 Worte-Neue Notizen aus der Gegenwart“ - KT Guttenberg liest aus seinem neuen Buch-Teil 10
Shownotes
Aufgrund der großen Nachfrage, gehen wir in die Verlängerung. Jeden Freitag hören Sie weitere Auszüge aus dem Buch von KT Guttenberg!
Wer's noch nicht kennt: KT Guttenberg liest aus seinem neuen Buch „3 Worte – Neue Notizen aus der Gegenwart“ vor. Das Werk ist im Herder Verlag erschienen und bietet spannende Einblicke in Politik, Gesellschaft und persönliche Reflexionen.
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Transkript anzeigen
00:00:00: Hat eigentlich irgendjemand noch manieren.
00:00:02: Das könnte man sich schon fragen, wenn man heute bei drei Worte neue Notizen aus der Gegenwart reinhört.
00:00:08: Viel Spaß dabei.
00:00:10: Oberfranken, Männer schnupfen, manieren.
00:00:14: Männer schnupfen.
00:00:16: Das starke Geschlecht im selbstverordneten Weichspüler.
00:00:20: Jammern als Lebensbestätigung.
00:00:23: Ab fünfzig gerne mit apokalyptischen Gedanken spielen, das Ende naht.
00:00:28: Nach heroisch erkämpfter Gesundung beherrschen Nahtoderfahrungen und knapp vermieteten Komplikationen die Abendgespräche.
00:00:36: Männer schnupfen Für manche Patienten zudem ein leicht perfides Spiel, um Verwandte und Freunde zu testen.
00:00:43: Katamikado Wer sich zuerst bewegt, steigt in der Gunst.
00:00:47: Für alle anderen ein Austesten der Grenzen von Nächstenliebe oder des Nervenkostüms.
00:00:53: Irgendwann erbarmt sich ein Familienmitglied und stapft verdrossend zur Apotheke.
00:00:57: Zielsetzung den offensichtlich sterbenden ruhigzustellen.
00:01:01: Es empfiehlt sich lediglich Nasentropfen, Taschentücher und geringlosiertes Parazitamol mitzubringen, um nicht tatsächlich Nebenwirkungen auszulösen.
00:01:09: Kann sich aber als Fehler erweisen, wenn der geübte Patient in Braten riecht.
00:01:14: Erquält sich so dann vom Sofa.
00:01:16: Echtzend.
00:01:17: Trottet Muren zur Garderobe.
00:01:19: Schal, Mütze, Gesichtsmaske, schleppt sich zur Apotheke, sorgt dort für eine evidente Steigerung des Tagesumsatzes, um mit triumphalen Blick zurückzukehren.
00:01:29: Die besorgte Apothekerin hat meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt, hat sie natürlich nicht.
00:01:35: Es ist eher besorgniserregend.
00:01:37: Wir sollten bei einer weiteren Verschlechterung den Arzt konsultieren.
00:01:42: Männer schnupfen.
00:01:44: Der armselige Hilferschreif von Alphatieren.
00:01:47: Oder wie es einmal eine Freundin meines Vaters ausdrückte.
00:01:50: Die erbärmlichste Gattung unter euch Narzisten ist der Hypochonda.
00:01:55: Er war nicht wirklich armisiert.
00:01:57: Sein anschließender Husten-Anfall war filmpreiswürdig.
00:02:00: Zurweilen begegnen einem Menschen in der Regel Männer, die sich so laut schneutzen oder so geräuschvoll niesen, dass selbst im Kino noch jemand in der vordersten Reihe erschrocken Gesundheit ruft oder alternativ ruhig dahinten plärt.
00:02:14: Letzteres wird gerne hingenommen, dass unterschwellige Aufmerksamkeitsstreben es bedient.
00:02:19: Und der Störenfried ist schließlich der andere.
00:02:22: In unserer Familie gab es auch einen Herrn, der sich mit Vorliebe beim Essen die Nase befreite.
00:02:28: Irgendwann führten ihn die beruflichen Wege nach Japan.
00:02:31: Erfreute sich, wie uns auch.
00:02:33: In der japanischen Kultur wird Schneuzen bei Tisch als grob unhöflich empfunden.
00:02:38: Als ich nach seiner Rückkehr bei einem Abend essen herzhaft und nicht wirklich elegant niesen musste, reusperte er sich beflissen.
00:02:45: Ich sei schon besonders widerwärtig.
00:02:48: Im landeaufgehenden Sonne hätte ich jetzt den Raum verlassen dürfen.
00:02:52: Unser schallendes Gelächter überschritt dann seine Humorschwelle.
00:02:56: Diese Woche hat mich ein Virus in Schach gehalten.
00:02:59: einer von der humorlosen Sorte.
00:03:02: Da ich weniger jammere als üblich nimmt man mir die Erkrankung ausnahmsweise ab.
00:03:06: Nur von einer Illusion musste ich mich verabschieden.
00:03:09: Die Idee, jemand könnte eine raue Stimme sexy finden, wird durch ihre Wirkung entlarvt.
00:03:14: Zwischen Mitleid und Begehren liegen Welten.
00:03:19: München, Garderobe, Fußballer.
00:03:23: Vor einiger Zeit begegnete ich einen berühmten Fußballer.
00:03:27: Der Herbst eines sportlichen Karriere war längst vorüber.
00:03:31: Wir standen beide vor der Garderobe eines Münchner Konzerthauses.
00:03:34: Ich musterte ihn.
00:03:36: Und ärgerte mich über meinen hochmütigen Gedanken, weshalb sich ein ehemaliger Nationalspieler zur klassischer Musik verehrt hätte, noch dazu Shostakovich.
00:03:45: Plötzlich schob sich ein Mann an uns vorbei.
00:03:47: Lassen Sie mich durch, muss noch mal zu meinem Mantel.
00:03:50: Vielleicht will er aber nicht mehr zu Ihnen, empörte sich hinter uns einer der Wartenden.
00:03:54: Der Mann ignorierte den Zwischenruf.
00:03:56: Hat er es bereits nach vorn geschafft, pfefferte die Marke auf den Dresen und herrschte die Gardrobenfrau an.
00:04:02: Holen Sie mir so mal die Jacke, zügig!
00:04:04: Sie hören doch auch den Gong.
00:04:06: Tatsächlich bümmelte es bereits im Hintergrund.
00:04:09: Er hatte aber nicht mit einer resoluten bayerischen Dame gerechnet.
00:04:13: Reißen Sie einer zusammen, sonst gibt es gleich einer ganz anderen Stelle den Gong.
00:04:16: Seine Miene blieb ausdruckslos.
00:04:18: Sie holte ihm das gewünschte Stück.
00:04:21: Er zog ein Handy aus der Innentasche, kein Danke, kein Trinkgeld.
00:04:25: Die Garderobenfrau blickt ihm in die Augen.
00:04:28: Nichts für ungut, aber manchmal freut man sich über ein nettes Wort.
00:04:32: Schulterzucken.
00:04:34: Als der Mann sich umdrehte, erkannte er den Fußballer.
00:04:37: Seine Stimme wurde zuckersüß.
00:04:40: Ach, können wir ein Foto machen?
00:04:42: Das ist doch bei Weitem angenehmer als die unhöfliche Behandlung bei den Männkeln.
00:04:47: Was machen Sie denn in einem klassischen Konzert?
00:04:49: Das ist doch gar nicht Ihr Beritt.
00:04:51: Der Gesichtsausdruck des prominenten Sportlers eignete sich daraufhin nicht mehr für ein teilswertes Selfie.
00:04:59: Lassen Sie uns noch ein Bild machen, Sie schauen so grimmig.
00:05:02: Sicher nicht, rettonierte der Fußballer.
00:05:04: Übrigens, waren Sie schon mal im Stadion?
00:05:06: Natürlich!
00:05:08: Irgendwie auch nicht ihr Beritt, aber gut, dass es dort keine Gardroben gibt.
00:05:12: Der Wirkungstreffer saß, galt nachträglich auch meinem ungehörigen Gedanken.
00:05:17: Getunnelt hätte man das wohl in seiner alten Profession genannt.
00:05:22: Gardroben.
00:05:23: Orte, die sich für Charakterstudien eignen.
00:05:25: Es gibt Drängler und Geduldige, Großzügige und Knauser, Rüppel und Wohlerzogene.
00:05:32: Der Umgang der Gäste mit dem Personal als Spiegel und Zerrbild vergangener Erziehungsansprüche.
00:05:39: Nach der Vorstellung beobachte ich erneut das Treiben an den Kleiderhaken, ein Kaleidoskop, zurweilen Narzisten Nahkampf und Romanzenbarometer.
00:05:49: Instruktiv der Ehemann, der seine zierliche Begleitung die Jackenrollen ließ, ohne ihr anschließend in den Mantel zu helfen.
00:05:56: Ihr Blick half hingegen den Variantenreichtum der Beziehung zu erahnen.
00:06:01: Als ich an der Reihe war, fragte ich die Garderobendame, wie sie denn das Verhalten der Besucher einschätzte.
00:06:07: Oh, ihr habt das Gefühl, die Menschen sind in den letzten Jahren unfreundlicher geworden.
00:06:13: Gelte natürlich nicht für alle.
00:06:15: Am dankbarsten seien aber oft jene, die sich nicht wöchentlich eine Vorstellung leisten könnten.
00:06:20: Hinten schimpfte einer, ob es nicht auch schneller ginge.
00:06:24: München.
00:06:25: Verspätung.
00:06:26: Wechselgeld.
00:06:28: München.
00:06:29: Eine Bahnfahrt nach Österreich.
00:06:32: Ich war zudemlich, um auf meinem Weg zum Bahnhof noch einmal die Abfahrtszeiten zu überprüfen.
00:06:38: Als ich zur Anzeigetafel blicke, ein gewohntes Bild, aber weshalb in das allgemeine Weg Lagen über Verspätungen einstimmen.
00:06:45: Man kann es auch so sehen, ich bin einfach dreiundseitig Minuten zu früh.
00:06:50: Oder anders ausgedrückt, während die Bahnen mit dem deutschen Präzisionsmythos ringt, werden die Kunden immer pünktlicher.
00:06:57: Die Wartezeit will totgeschlagen werden.
00:07:00: In der Nähe gibt es den alten botanischen Garten, fußläufig erreichbar.
00:07:04: Hierfür muss ich mein schweres Gepäck loswerden.
00:07:07: Ich gehe zu den Schließfächern anstelle fest, einer der letzten Hochburgen mittelalterlicher Bargeldromantik.
00:07:14: Meine Hosentaschen sind in der Lea.
00:07:17: Im Untergeschoss gibt es einen Geldautomaten, ich möchte hundert Euro abheben.
00:07:21: Das Gerät teilt melakonisch fünf Euro fünfzig Bearbeitungsgebühr mit.
00:07:26: Wenn ein Bildschirm Regungen zeigen könnte, würde er jetzt hemmisch grinsen.
00:07:30: Ich grinse nicht und überlege, ob man den Abhebevorgang nicht künftig mit einer Kundenbefragung verbinden sollte.
00:07:36: Inhalt, Mittelverwendung der Gebühren.
00:07:39: Die Auswahl könnte von Finanzierung der Filialweihnachtsfeier über Allmosen für die Expasionspläne des Softwarepartners reichen.
00:07:47: Der Automat spuckt einen hundert Euro Schein aus.
00:07:50: Zum Verstauen meiner Koffer bedarf es aber sechs Euro in Münzen.
00:07:54: Nebenan ist ein Kiosk.
00:07:56: Ich beschließe für das Wechselgeld Kaugummis zu kaufen.
00:08:00: Wer allerdings am Bahnhof mit einem Hunderte Apfelverminzprodukte für nicht einmal drei Euro Gegenwert entstehen will, bewegt sich offenbar in der Kategorie Geldwäscher.
00:08:09: Jedenfalls legen es die Blicke des Verkäuvers und die akribische Überprüfung meines Scheines nahe.
00:08:15: Schließlich bekomme ich das Wechselgeld.
00:08:17: Zwei Euro siebzig in Münzen der Restnoten.
00:08:21: Sagen Sie mal, wären Sie so freundlich und könnten mir bitte noch fünf Euro in Münzen herausgeben?
00:08:26: Ne.
00:08:27: Entschuldigung?
00:08:28: Ne.
00:08:30: Ich bräuchte es.
00:08:31: Ja, für Schließfächer, klar.
00:08:32: Ihr Pech, wir sind hier kein Wechselbüro.
00:08:35: In der Kasse der reizenden Service Diva war jedoch eine stattliche Anzahl von Münzrollen zu erkennen.
00:08:41: Hinter mir hat es eine Eilig.
00:08:43: Deshalb stelle ich mich noch einmal an.
00:08:45: Der botanische Garten rückt ohnehin in immer weiterer Ferne.
00:08:49: Wieder Kaugumis.
00:08:51: Ich gebe Ihnen den fünfzig Euro Schein, den er mir zuvor ausgehändigt hatte.
00:08:55: Er durchleuchtet ihn hingebungsvoll.
00:08:58: Ich bräuchte noch etwa vier Euro Münzen.
00:09:00: Wollen wir das nicht abkürzen?
00:09:02: Nö.
00:09:03: Ich erhalte erneut nur zwei Euro siebzig Hartgeld.
00:09:07: Als ich zum dritten Mal vor der Kasse stehe, frage ich ihn, ob er mir die Kaugummiß mit Melonengeschmack empfehlen würde.
00:09:12: Warum das denn?
00:09:14: Im Gesichtsausdruck zur Folge müssen Sie gerade die Zitronenversion probiert haben.
00:09:19: Später.
00:09:20: Umsteigen in Salzburg.
00:09:22: Dort fährt jeder.
00:09:23: Wirklich jeder Zug pünktlich ab.
00:09:26: Wir bleiben noch fünfzehn Minuten.
00:09:28: Ich gehe zum Kiosk aus empirischer Neugierde.
00:09:31: Könnten Sie mir bitte fünf Euro in Münzen wechseln?
00:09:34: Fürs Schließfach?
00:09:35: Er selbstverständlich gerne.
00:09:37: Tu Felix Austria.
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