„3 Worte-Neue Notizen aus der Gegenwart“ - KT Guttenberg liest aus seinem neuen Buch-Teil 8
Shownotes
Aufgrund der großen Nachfrage, gehen wir in die Verlängerung. Jeden Freitag hören Sie weitere Auszüge aus dem Buch von KT Guttenberg!
Wer's noch nicht kennt: KT Guttenberg liest aus seinem neuen Buch „3 Worte – Neue Notizen aus der Gegenwart“ vor. Das Werk ist im Herder Verlag erschienen und bietet spannende Einblicke in Politik, Gesellschaft und persönliche Reflexionen.
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09.12.25 Stuttgart, Liederhalle      
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Transkript anzeigen
00:00:01: Aufgrund der großen Nachfrage, die mich sehr freut, haben wir beschlossen, dass ich weitere Kolumnen aus meinem letzten Buch drei Worte, neue Notizen aus der Gegenwart, vorlesen werde.
00:00:12: Immer drei, immer pro Folge.
00:00:15: Und ich hoffe, es stößt auf euer Interesse.
00:00:24: Sie haben unseren Erwartungen nicht entsprochen.
00:00:27: Ich kann mir ihr Versagen nicht leisten.
00:00:30: Worte wie Peitschenhebe.
00:00:33: Der Mann, der sie ausgeführt hat, lehnt sich zurück.
00:00:36: Er wirkt nicht unzufrieden.
00:00:38: Der Adressatin scheint vom Donner gerührt.
00:00:42: Ein Caféhaus in Wien.
00:00:43: Die beiden sitzen am Nachbar-Tisch.
00:00:46: Weshalb der Mann eine Lautstärke wählte, die mich zum Mitwisser werden ließ, ist mir schleierhaft.
00:00:52: Er redet mit einschüchternem Tonfall auf sie ein.
00:00:57: Ich setze mich um.
00:00:59: Man muss schon sehr abgebrüht sein, wenn solche Sätze keine Narben hinterlassen.
00:01:05: Selbst auf einer eingebildeten Drachenhaut.
00:01:08: Es gibt wohl nur wenige Menschen, die noch nie enttäuschten Erwartungen anderer ausgesetzt waren.
00:01:14: Gewiss ist es richtig, Enttäuschungen nicht zu verschweigen.
00:01:17: Es bedarf aber auch, keine übermenschlichen Fähigkeiten dabei auf Erniedrigungen zu verzichten.
00:01:25: Immer wieder sind mir erfolgreiche Menschen begegnet, die sich auf der Karriereleite jeglicher Empathie entledigt hatten.
00:01:31: Auch sich selbst gegenüber.
00:01:34: Nicht selten empfinden sie diese evidente Schwäche als Stärke.
00:01:39: Ein Irrtum, der zu besonders gastigen Verhalten gegenüber Untergebenen führen kann.
00:01:46: Vielleicht verschafft es ihnen genug Tum.
00:01:49: Die Verletzung anderer mag für einen Augenblick die eigene Lehre überdecken.
00:01:54: Nicht hingegen die Trübsseligkeit eines solchen Lebensentwurfs.
00:02:00: Ich achte Menschen, denen man bei allen erfolgt, noch eine gewisse Unsicherheit anmerkt.
00:02:05: Die erkennen, dass Demütigung und Demut den gleichen Wortstamm haben.
00:02:10: Wenn ich jemanden besser kennenlernen möchte, etwa in Bewerbungsgesprächen, interessiert mich, welchen Erwartungen sie in ihrem Leben nicht entsprochen haben und was das in ihnen ausgelöst hat.
00:02:22: Ich teile dann ebenso meine eigenen bitteren Erlebnisse, an denen es keinen Mangel gibt.
00:02:28: Das Eingeständnis von Schwächen ist in unserer Gesellschaft nicht inflationär verbreitet.
00:02:34: Am wenigsten in den sozialen Medien.
00:02:37: Er wird das eigene Heldentum gefeiert, die vermeintliche Brillanz.
00:02:42: Das wahre Gesicht wird erst in den Kommentarleisten gezeigt, beim genüsslichen Filetieren der Schwächen anderer.
00:02:50: Dabei legen diese Protagonisten das Fangeisen an die eigenen Füße.
00:02:55: sind doch viele Charakterisierungen nichts anderes als unbeabsichtigte Charakterstudien über sich selbst.
00:03:02: Bedrückend ist es, wenn man konstant die eigenen Erwartungen nicht erfüllt.
00:03:07: Gepaart mit der Furcht nicht zu genügen.
00:03:11: Die Wurzeln finden sich häufig in der Kindheit einem ehrgeizigen Elternhaus, bei überforderten Pädagogen.
00:03:18: Überschätzung ist keine schmeichelnde Erfahrung, egal ob durch andere oder sich selbst.
00:03:25: Und doch ist die Erkenntnis heilsam, war zumindest bei mir so.
00:03:31: Ich schau wieder zu dem Tisch im Café-Haus.
00:03:34: Die Frau steht gerade auf, sie wirkt verstört, gibt dem Mann die Hand.
00:03:39: Er bleibt sitzen, schaut ihr nicht einmal in die Augen.
00:03:42: Mit der linken Hand bedient er sein Mobiltelefon.
00:03:45: Wenigstens die Zufriedenheit ist das seinem Gesicht gewichen.
00:03:55: Ein Gespräch mit Jugendlichen über Politik und Medien.
00:03:59: Deutschland debattiert unterdessen ein widerwertiges Pampfleet.
00:04:04: Der Vorsitzende der Freien Wähler in Bayern, Hubert Aiwanger, windet sich um die Frage der Urheberschaft eines antisemitischen Flugblattes, das er als siebzehnjähriger in Umlauf gebracht haben soll.
00:04:16: Die Konfrontation mit persönlicher Vergangenheit sowie mit der eigenen Courage.
00:04:22: Die jungen Leute stellen Fragen, die über die Atemlosigkeit der vergangenen Tage hinausreichen.
00:04:28: Wem können wir noch glauben?
00:04:29: Den Medien?
00:04:30: Politikern?
00:04:31: Keinem?
00:04:34: Ich flüchte mich in zweier aller Welt setze.
00:04:36: Bewahrt euch ein gesundes Misstrauen.
00:04:39: In emotionalen Auseinandersetzungen neigen Menschen zur Manipulation von Meinungen.
00:04:45: Ich habe es mir zu leicht gemacht.
00:04:47: Misstrauen hält doch keine Gesellschaft.
00:04:48: zusammen protestiert eines der Mädchen.
00:04:51: Herr Blind ist Vertrauen auch nicht, widerspricht ein Junge.
00:04:55: Wir sprechen über den Umgang mit Fakten und Verdacht.
00:04:59: Einer der Jugendlichen sagt, hier vermisste es ein eigenes Schulfach geben.
00:05:03: Ich glaube, mit seiner Kernforderung hat er nicht Unrecht.
00:05:07: Der Bedarf richtet sich aber nicht nur an Schüler.
00:05:10: Mit den künftigen technologischen Möglichkeiten, insbesondere künstliche Intelligenz, könnten die Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit noch weiter verschwimmen.
00:05:19: Adequat vorbereitet sind wir hierauf nicht.
00:05:23: Es mag widersprüchlich klingen, ein Innehalten anzumahnen.
00:05:27: Auch Reflexion.
00:05:29: Andernfalls entgleitet einer Demokratie aber die Kontrolle.
00:05:34: So wie bereits heute manchen Kommentar spalten die Souveränität des Urteils.
00:05:38: Allzu oft überwiegt die Lust am schnellen Wirkungstreffer.
00:05:43: Dies kann dazu führen, dass sich zurecht Kritisierte am Mundert fühlen, sich als Opfer zu stillisieren.
00:05:50: Am Rezept für Populismus schreiben also auch viele mit, die ihn eigentlich einhegen wollen.
00:05:56: Vom Opfermythus zum Kampf gegen das Establishment ist es dann nur ein kurzer Schritt.
00:06:04: Droht uns auch hier ein Trump?
00:06:06: Fragt einer der Jungen?
00:06:08: Ich verstehe die Sorge, weltweit brechen Dämme.
00:06:11: Zugunsten jener, die sowohl die Gleichgültigen als auch die Unversöhnlichen einer Gesellschaft für ihren eigenen Vorteil einspannen.
00:06:19: Zynisch und Nazistisch.
00:06:22: Trump ist nur das bekannteste Beispiel, sage ich.
00:06:25: Er hat zudem den politischen Skandal durch seine Inflationierung entwertet.
00:06:31: Wer es schafft, jeden Tag mehrere Säure durchs Dorf zu treiben, kann damit rechnen, dass der Geruch einer Einzelnen nicht mehr wahrgenommen wird.
00:06:39: Die Jugendlichen sind sich einig, dass es dieser Gefahr zu begegnen gilt.
00:06:44: Mit einer freien, durchaus hart recherchierenden Presse.
00:06:48: Aber auch mit Umgangsformen, die den Menschen den Zusammenhalt einer Gesellschaft nicht aus den Augen verlieren.
00:06:55: Sind diskutieren leidenschaftlich.
00:06:58: Die nächste Generation macht Hoffnung.
00:07:02: Ich werde übrigens niemals Politikerin oder Journalistin, sagt schließlich eines der Mädchen.
00:07:08: Wieso nicht?
00:07:09: Ich werde den Fliehkräften nicht gewachsen.
00:07:12: Das Lachen der anderen klingt aber nicht wirklich befreiend.
00:07:17: New York Lehrmeister Nachsicht.
00:07:22: New York vergangene Woche.
00:07:24: Ich treffe einen alten väterlichen Freund.
00:07:28: Er saß lange für die Demokraten im Senat und strahlt seit jeher eine Liebenswürdigkeit aus, die den sonstigen Gipflogenheiten des politischen Geschäfts spottet.
00:07:39: Ich durfte viel von ihm lernen, über den Umgang mit Niederlagen und Schicksalsschlägen, an denen es ihm nie mangelte, über Gelassenheit und das Finden einer inneren Balance.
00:07:52: Einer seiner Schlüssel liegt in der Akzeptanz des Geschehnen, auch eigener und fremder Schwächen.
00:07:59: Insbesondere verliert er aber nie ein böses Wort über seine Gegner und Neider.
00:08:04: Als ich in einmal fragte, wie er dies schaffe, lächelte er nur.
00:08:08: Contenance ist wie ein Spiegel.
00:08:11: Sie zeigt, wer sich wirklich verzerrt hat.
00:08:14: Das sei doch nichts anderes als Selbstbeherrschung, warf ich ein.
00:08:18: Er müsse doch bei den zahllosen persönlichen Angriffen Schmerzen empfinden.
00:08:23: Selbstverständlich, sagt er.
00:08:25: Alles andere wäre auch übermenschlich, aber ich lasse die Verletzungen zu und bewältige sie damit.
00:08:31: Würde ich sie verdrängen, wäre ich verloren.
00:08:35: Damit sei jede folgende Wunde weniger tief.
00:08:38: Über besonders kreative Beleidigungen könne er herzlich lachen.
00:08:42: Das helfe ihm auch, mit dem Drang nach Vergeltung umzugehen.
00:08:47: Warum auch?
00:08:48: Jede Rache an einem Angreifer ist bereits durch die Armseligkeit seines Charakters vollzogen.
00:08:55: Ich war damals beeindruckt von seiner Einstellung.
00:08:57: Gewiss.
00:08:58: Eine einfache Lebensklugheit.
00:09:01: Bis ich irgendwann verstand, dass Herr Scharen von Psychologen mit dieser Erkenntnis ihr Geld verdienen und nicht nur Ecker Tolle damit Millionen von Büchern verkauft.
00:09:11: Was sie in dessen nicht weniger richtig macht.
00:09:14: Vor einigen Monaten diskutierten wir über die zunehmende Unversöhnlichkeit der amerikanischen Gesellschaft.
00:09:21: Anlass war ein beachtlicher Shitstorm, den er mit einem äußerst sachlichen Artikel ausgelöst hatte.
00:09:28: Wir sprachen über Hass und Gehässigkeit, ihre Auslöser und Treiber.
00:09:33: Nur um festzustellen, dass es auf unserer Seite des Atlantiks wahrlich keinen Grund zum Hochmut gibt.
00:09:40: Wieder nutzte er eine schöne Metapher.
00:09:43: Gehässigkeit sah eine spitze Zunge mit Mundgeruch.
00:09:48: Ein unangenehmes Erlebnis für den Empfänger vorübergehend, für den Träger des Gestankes dagegen dauerhaft.
00:09:56: Er hatte eine weitere Inspiration im Köcher.
00:09:59: Ein prominenter Bekannter hätte das Gästiklo in seinem Büro mit den wüstesten Beschimpfungen im Netz tabiziert.
00:10:05: Einen natürlicheren Bezugspunkt könnte es kaum geben.
00:10:09: Sprachexkrimänte eben.
00:10:11: Wenn bei Verhandlungen besonders unangenehme Widersacher von der Toilette zurückkehrten, hätte es sich mitunter auch der Tonfall verändert.
00:10:20: Bei meinen Besuch vor einigen Tagen sprechen wir fast ausschließlich über unsere Kinder.
00:10:25: Und ob es gelingen könnte, einer bedenklichen gesellschaftlichen Entwicklung noch wirksam entgegenzutreten.
00:10:32: Wir verabschieden uns zuversichtlich.
00:10:35: Beat them with kindness.
00:10:37: sagt er, what beat them?
00:10:41: Ich nicke.
00:10:43: Der Tatel der Gehessigkeit hat schon manchem Verdienst zur Anerkennung verholfen.
00:10:49: Marie von Ebene Eschenbach.
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