„3 Worte-Neue Notizen aus der Gegenwart“ - KT Guttenberg liest aus seinem neuen Buch-Teil 6

Shownotes

KT Guttenberg liest aus „3 Worte – Neue Notizen aus der Gegenwart“ In dieser Episode liest uns Karl-Theodor zu Guttenberg aus seinem neuen Buch „3 Worte – Neue Notizen aus der Gegenwart“ vor. Das Werk ist im Herder Verlag erschienen und bietet spannende Einblicke in Politik, Gesellschaft und persönliche Reflexionen.

📖 Jetzt bestellen: „3 Worte – Neue Notizen aus der Gegenwart“ (Herder Verlag) https://www.herder.de/leben/shop/p6/93765-3-worte-gebundene-ausgabe/

📚 Buch-Empfehlungen unserer OMM-Redaktion: „Deutschland 1946 – Das Wunder beginnt“ Von Rüdiger Barth (Autor & Executive Producer von Gysi gegen Guttenberg) und Hauke Friederichs (Sicherheitspolitischer Korrespondent der ZEIT). Eine bewegende Zeitreise in die Anfänge der Nachkriegszeit. 👉 Jetzt bestellen https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1074781368

„Gysi gegen Guttenberg“ – Der SPIEGEL-Bestseller Ein spannender Schlagabtausch zweier politischer Schwergewichte: Gregor Gysi und KT Guttenberg. 👉 Hier bestellen https://www.herder.de/geschichte-politik/shop/p4/85153-gysi-gegen-guttenberg-gebundene-ausgabe/

🔔 Jetzt den Podcast abonnieren, um keine Folge zu verpassen!

Wir kommen zu Ihnen. Contra Create & Open Minds Media präsentieren: GYSI GEGEN GUTTENBERG LIVE 2025. Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen und hier: https://contracreate.com/profil/gysi-gegen-guttenberg/

Einige Highlights der Gysi Gegen Guttenberg Tour:

18.10.25 Dessau, Marienkirche- ausverkauft! 04.11.25 Essen, Lichtburg
09.12.25 Stuttgart, Liederhalle

Sonder-Live-Show im Mitteldeutschen Theater. Die Tickets finden Sie hier:
https://www.mitteldeutsches-theater.de/produktionen/gysi-gegen-guttenberg.html?ID_Vorstellung=560&m=2
https://www.eventim.de/event/gysi-gegen-gutenberg-live-2025-marienkirche-19865095/

Fragen, Anregungen, Kommentare?
Wir freuen uns auf Ihre Email: ggg@openminds.media

Du möchtest mehr über unsere Werbepartner erfahren? Hier findest du alle Infos & Rabatte: https://linktr.ee/gysigegenguttenbergpodcast

Du möchtest Werbung in diesem Podcast schalten? Dann erfahre hier mehr über die Werbemöglichkeiten bei Seven.One Audio: https://www.seven.one/portfolio/sevenone-audio

Transkript anzeigen

00:00:00: Hallo und herzlich willkommen, lieber Gisie gegen Gutenberg-Fans.

00:00:04: Wer hat schon Lust kritisiert zu werden?

00:00:06: Das tut weh.

00:00:08: Und wenn jemand Kritik ausspricht, dann kann das manchmal auch ganz schön nach hinten losgehen.

00:00:13: Aber was soll man dann sonst machen?

00:00:15: Nicht sagen, damit auch ja niemand negativ zurück haut?

00:00:19: Wie also mit Kritik umgehen, wenn sie einem entgegenschlägt?

00:00:23: Darum geht es in der heutigen neuen Folge von drei Worte, neuen Notizen aus der Gegenwart.

00:00:29: Viel Spaß dabei, Ihr Team, Giesi gegen Gutenberg.

00:00:32: Hallo und herzlich willkommen auch von meiner Seite.

00:00:34: Ich freue mich, dass Sie wieder zugeschaltet haben und Gutenbergskolumn folgen.

00:00:40: Heute gibt es drei Erzählungen und Erlebnisse, die sich mit dem Themenbereich Kritik und Vorurteil befassen.

00:00:48: Viel Vergnügen.

00:00:51: Alle hatten den Stab über meinen Jugendfreund gebrochen.

00:00:54: Lehrer, Weggefährten, selbst seine Eltern.

00:00:57: Hoffnungsloser Fall, ein vernichtendes Urteil.

00:01:00: Apodiktisch.

00:01:02: Er wurde in eine bekannte Familie geboren, war vielseitig begabt, hatte schauspielerisches Talent, charmant immer im Mittelpunkt.

00:01:09: Die Mädchen mochten ihn, wir Jungs waren ein wenig eifersüchtig.

00:01:13: Dann begann er schrittweise an den Erwartungen seiner Umgebung zu zerbrechen.

00:01:18: An der Last des großen Namens.

00:01:20: und seinen Träumen.

00:01:21: Die Schule empfand er als grauen, der Eindruck war irgendwann wechselseitig.

00:01:25: Trotzdem, vielleicht auch deswegen, galt er unter seinen Mitschülern als verdammt cool, wie man damals sagte.

00:01:32: Weniger cool waren seine Leistungen.

00:01:34: Er flüchtete sich in eine Phantasiewelt, erfand Erfolge und Lebensstationen, denen niemand außer ihm selbst Glauben schenkte.

00:01:41: Schichtel Drucker nannten ihn seine österreichischen Freunde halbspöttisch, halbsfasziniert.

00:01:47: Ein Jahr vor dem Abitur schmiss er das Gymnasium, tingelte orientierungslos von Job zu Job, flog aus der Lehre.

00:01:54: Nach außen vermittelte er ein Leben auf der Überholspur.

00:01:58: Die Leitplankennahme nicht mehr war.

00:02:00: Auch nicht das Kopf schütteln seiner Mitmenschen.

00:02:04: Dann der Absturz.

00:02:05: Alkohol, Drogen.

00:02:08: Er heiratete früh.

00:02:10: Seine Frau verließ ihn nach der Geburt des zweiten Kindes.

00:02:13: In den nächsten zwanzig Jahren sollte er immer wieder Monate in einer geschlossenen Anstalt verbringen.

00:02:19: Die vormaligen Bewunderer zerrissen sich bald das Maul.

00:02:22: Selbst Familienmitglieder sprachen abschätzig über ihn.

00:02:26: Eben dieser hoffnungslose Fall.

00:02:29: Reputationsbesorgte Abwendung.

00:02:32: Wohl die schäbigste Form von Verwandtschaft.

00:02:35: Das Damokless Schwert des Versagens schwebt über allen Menschen.

00:02:39: Seines hing aber nicht nur an einem Pferdeherr, sondern auch am Morschen Balken eines kruden familiären Leistungsanspruchs.

00:02:47: Formuliert von Menschen, die sich in die Büsche schlagen, sobald das Schwert hin absaust.

00:02:52: Ich versuchte den Kontakt zu halten, eher lose, trage aber kaum noch zu ihm durch.

00:02:57: Mit Anfang vierzig lag sein Leben in Trümmern.

00:03:01: Ein Onkel hielt ihm die Treue, er unterstützte ihn finanziell.

00:03:06: Vor einem Jahr in der Karwoche begegnete ich ihm wieder, wie es ihm denn ginge, fragte ich.

00:03:12: Er strahlte, wunderbar.

00:03:14: Ich führe ein kleines Unternehmen, dreiundzwanzig Mitarbeiter, bin wieder verheiratet und… und glücklich.

00:03:20: Ich schaute ihn unglaublich an.

00:03:22: Ob er wieder geschichtelnd ruckte?

00:03:25: Er ahnte meine Gedanken und erzählte mir von seinen letzten Jahren.

00:03:30: Irgendwann, in meiner schwarzesten Stunde, fand mich meine Tochter gerade noch.

00:03:35: Sie brachte mich in die Klinik.

00:03:37: Im Auto sagte sie zu mir, du warst für mich vieles, aber nie ein Versager.

00:03:44: Für einen Neuanfang ist es nie zu spät.

00:03:47: Diese Sätze schlicht und liebevoll haben mich gerettet.

00:03:53: Gibt es also hoffnungslose Fälle?

00:03:55: Kaum.

00:03:56: Höchstens für jene, die sich mit dem Aufgeben anderer in die Selbstaufgabe zu begeben drohen.

00:04:03: Ostern lud er übrigens seine Familie ein.

00:04:06: Alle.

00:04:06: Auch die falschen Fünfziger.

00:04:08: Ohne Groll.

00:04:10: Einige kamen sogar.

00:04:12: Die nächste Episode betrifft mich selbst.

00:04:15: Sie haben eine Medienanfrage, meine Mitarbeiterin schaut mich verlegen an.

00:04:19: Ich sage es gleich für sie abfällt unter die Rubrik, ihr könnt mich mal.

00:04:23: Ich habe vor einigen Jahren in meinem Büro vier Stufen der Reaktion auf journalistische Neugier der eingeführt.

00:04:29: Erstens, ich kann.

00:04:31: Der murrende Indikativ.

00:04:33: Zweitens, ich könnte.

00:04:34: Der hinhaltende Konjunktiv.

00:04:36: Drittens, ich könnte will aber nicht.

00:04:39: Der hinfällige Konjunktiv.

00:04:41: Und viertens, ihr könnt mich mal, der Optativ.

00:04:44: Letztere Antwort ist, etwas netter formuliert, bei Weiten die häufigste.

00:04:48: Sie gilt absurden Anliegen, etwa, finden sie Robert H. Beckert Mundgeruch?

00:04:53: oder solchen, die kilometerweit gegen den Wind stinken.

00:04:55: Die Geschichte ist längst verfasster, hält ihren Wert aber erst durch ein Original-Zitat, das in der Regel nicht allzu freundlich beschrieben ist.

00:05:02: Die gehässigsten Fragenkataloge enden neuerdings mit lieben Grüßen.

00:05:07: Investigativturteln nennt man das wohl.

00:05:10: Auch Angelegenheiten, die meine Privatsphäre berühren, fallen unter diese Kategorie.

00:05:16: Was wollen die denn, frage ich.

00:05:18: Ein Podcast mit Harald Schmidt über Depressionen.

00:05:21: Da haben sie nichts zu suchen.

00:05:22: Erinnern Sie sich, was ein Satz von Ihnen letztend ausgelöst hat?

00:05:25: Sie hat recht.

00:05:27: Als ich vergangenes Jahr einen Artikel über psychische Erkrankungen geschrieben und einen kurzen Hinweis auf meine eigene Betroffenheit gegeben hatte, löstet diese meine Umgebung vereinzelt Schnappatmung aus.

00:05:39: Es war ein langes Ringen, dieses Thema öffentlich zu machen.

00:05:43: Öffnet man doch eine Tür, die sich nicht mehr schließen lässt.

00:05:48: Ich bin mit Menschen aufgewachsen, die ihre wahren Befindlichkeiten stets zu kaschieren wussten.

00:05:53: Sie nutzten dabei zwei unterschiedliche Methoden.

00:05:57: Ein Teil meiner Familie behartet darauf, sich grundsätzlich fabelhaft zu fühlen.

00:06:02: Egal ob Heuschnupfen oder Tumor im Endstadium.

00:06:05: Hilfe kam nicht selten zu spät.

00:06:08: Andere hingegen waren derartige Hypochonder, dass man ihnen wenig Glauben schenkte, als es ihnen tatsächlich erbärmlich ging.

00:06:16: Beiden war allerdings zu eigen, niemals über psychische Probleme zu sprechen.

00:06:21: Man hängt sein Seelenleben nicht ins Schaufenster.

00:06:24: Bis heute eine verbreitete Einstellung in unserem Kulturkreis.

00:06:29: Irgendwann stellt man aber fest, die Scheiben sind so trüb geworden, dass man von beiden Seiten nicht mehr durchzublicken vermag.

00:06:37: Da behandelt es sich um Erkrankungen, die sich in zahlreichen Fällen wie bei mir erfolgreich behandeln lassen und die ebenso wenig wie ein Rückenleiden ein Grund zur Tabuisierung oder Scham sein müssten.

00:06:51: Sagen Sie dem Podcast bitte zu.

00:06:54: Wissen Sie, was Sie tun?

00:06:55: Nein.

00:06:57: Ich weiß aber, dass es Millionen Betroffenen in unserem Land gibt.

00:07:01: Viele warten monatelang auf eine Therapie, andere scheuen sich vor ihr.

00:07:05: So wie ich mich vor Harald Schmidt.

00:07:07: Dem scharfzüngigen früheren Late Night Talker, damals außer noch nicht bei jedem Halbsatz die Moralschere politischer Korrektheit klapperte, im Gespräch erweist er sich als äußerst einfühlsam und empathisch.

00:07:21: Einige meiner Familie fanden ihn fabelhaft.

00:07:24: Ein dritter Text, liebe Zorinnen und Zuhörer.

00:07:27: Die Schlagzeile ist nicht schön.

00:07:30: Auch der Artikel lässt kaum ein gutes Haar an dem Unternehmer.

00:07:33: Inhaltlich ist das Stück dünn.

00:07:36: Es zielt auf den Charakter.

00:07:38: Skandalisieren des Raunen zur Erhöhung der Klickzahlen, keine Seltenheit dieser Tage.

00:07:43: Ich kenne ihn seit Jahren.

00:07:45: Wir hatten uns in einem Café verabredet, erst auffallend fröhlich.

00:07:49: Bist du nicht zu tiefst gekränkt, frage ich ihn?

00:07:52: Das wäre ich, wenn du mich so einschätzen würdest.

00:07:56: Im Vergleich zu den Narben meines Lebens ist dieses Schmierenstück nicht einmal ein Kratzer, ich habe den Journalisten angerufen.

00:08:01: Und?

00:08:03: Nicht, um ihn in den Senkel zu stellen, ich habe ihm gesagt, ich würde ihm für seine offensichtliche Intention, einen Menschen in die Tonne zu treten, vergeben.

00:08:11: Und ich habe ihn um seine Adresse gebeten.

00:08:13: Ja, weshalb das denn?

00:08:14: Um der Redaktion ein Buch über Aggressionsbewältigung zukommen zu lassen, darauf ihn hat er aufgelegt.

00:08:20: Ich frage ihn, ob er nicht doch mehr als den Kratzer verspürer, wenn er sich diesen Mühen unterziehen würde.

00:08:26: Vergeben könne man doch in aller Stille.

00:08:30: Gab es nicht doch eine leise Hoffnung auf die armselige Reaktion des Redakteurs?

00:08:35: Erzögert kurz.

00:08:38: Du hast recht.

00:08:39: Selbstverständlich gab es die.

00:08:41: Tatsächlich ging es mir darum, klare Grenzen zu setzen, meine Selbstachtung zu warnen und Respekt einzufordern.

00:08:49: Wir reden anschließend über andere Dinge.

00:08:52: Als wir uns verabschieden, schaute mich lange an.

00:08:55: Schließlich sagt er, ich bin verletzter, als ich es vorhin eingestehen wollte.

00:09:02: Ein chinesischer Bekannter sagte mir einmal, wer andere kränkt, kränkt sich selbst.

00:09:08: Vergebung sei dagegen die Handlung des Herzens.

00:09:12: Ausdruck einer Kultur, in der das Prinzip der Gesichtswahrung ausgeprägter ist als in unseren Gesellschaften.

00:09:19: Zumindest parziell.

00:09:20: Ich habe in meinem Leben Menschen gekränkt und Kränkungen erfahren.

00:09:25: Mir half irgendwann ein relativ trivialer Erkenntnis.

00:09:28: Kränkungen sind Schatten unserer eigenen Unsicherheiten.

00:09:32: Übrigens auch bei jenen, die eine Kränkung verursachen.

00:09:35: Und es ist eine Binse, dass die Kritikfähigkeit professioneller Kritiker nicht selten kümmerlich veranlagt ist.

00:09:42: Bei anderen gilt ähnliches für den Willen zur Vergebung.

00:09:46: Zuweilen ein Pathos geschwängertes Wort.

00:09:49: Und manchmal so unendlich schwer in der Umsetzung.

00:09:52: Manche kaprizieren sich lieber auf den Satz, man trifft sich immer zweimal im Leben.

00:09:57: Was hoffnungsvoll klingt, ist oftmals eine weniger bauliche Vorstellung, muss man doch Vergeltungsgetrieben demselben Esel erneut begegnen.

00:10:04: Irgendwie ein Pyrrhusseek.

00:10:07: Dagegen ist laut einem jüdischen Sprichwort Vergebung die süßeste Rache.

00:10:11: Das Leben hinterlässt Narben.

00:10:13: Eine banale Erkenntnis.

00:10:15: Überschminken muss man dieser alten Wunden eigentlich nicht.

00:10:19: Abschminken dagegen, meine Damen und Herren, können Sie sich die Vorstellung, dass Sie mich nächste Woche nicht mehr hören werden.

00:10:24: Von daher freuen Sie sich oder auch nicht auf drei neue Ausgaben an derselben Stelle nächste Woche.

00:10:30: Auf Wiedersehen.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.