„3 Worte“ - KT Guttenberg liest aus seinem neuen Buch-Teil 3
Shownotes
KT Guttenberg liest aus „3 Worte – Neue Notizen aus der Gegenwart“ In dieser Episode liest uns Karl-Theodor zu Guttenberg aus seinem neuen Buch „3 Worte – Neue Notizen aus der Gegenwart“ vor. Das Werk ist im Herder Verlag erschienen und bietet spannende Einblicke in Politik, Gesellschaft und persönliche Reflexionen.
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Transkript anzeigen
00:00:00: Hallo und herzlich willkommen, lieber Gisie gegen Gutenberg-Fans.
00:00:04: Sommer!
00:00:05: Das heißt ja irgendwie auch immer Reisen, Sommerferien in der Flughafenschlange stehen.
00:00:11: Das kann einen ganz schlimmen viel Geduld kosten.
00:00:13: und genau darum soll es heute gehen oder eher darum, wenn man es nicht hat, nämlich um die Ungeduld.
00:00:18: Da spricht Kathi Gutenberg über Silvester, über den Flughafen, aber egal was er erzählt, ich wette, sie finden sich in einer seiner Geschichten heute wieder.
00:00:27: Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei, Ihr Team Giese gegen Gutenberg.
00:00:31: Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, willkommen zurück zu drei neuen Kolumnen.
00:00:36: Heute geht es um Ungeduld und das damit verbundene Verhalten.
00:00:42: Flughafen München.
00:00:44: Die Warteschlange vor der Sicherheitskontrolle ist beachtlich.
00:00:48: Ebenso die Laune der meisten Fluggäste, überwiegend Geschäftsreisende.
00:00:53: Plötzlich Unruhe.
00:00:55: Eine Familie presst sich durch die Reihen.
00:00:57: Der Vater fragt immer wieder höflich, ob man sie vorlassen könnte, das Boarding hätte bereits begonnen.
00:01:03: Eine Situation, wie sie mir oft begegnet ist.
00:01:05: Gelegenlich war ich es selbst, damit Schweißnasser stören roten Ohren und kleinlaut um diesen Gefallen bitten musste.
00:01:11: Ein Stauf oder Autobahn-Ticket-Probleme, die dämliche Trödelife oder Abfahrt.
00:01:15: In vielen Ländern, die ich bereist habe, wird man zuvor kommend noch vorne geschläust.
00:01:20: Der deutschsprachige Raum zeigt sich hingegen gerne als Hochburg der Unerbittlichkeit.
00:01:26: Vorzugsweise verbunden mit einer Lehrstunde.
00:01:29: So auch heute.
00:01:30: Murren statt Großmut.
00:01:32: Die Familie zwingt sich weiter.
00:01:34: Kaum einer tritt ernsthaft zur Seite.
00:01:38: Nach etwa zehn Metern kein Weiterkommen.
00:01:41: Ein Mann versperrt bewusst den Weg.
00:01:43: Dürfte ich sie bitten uns vorbei zu lassen.
00:01:46: Die Stimme des Familienvaters klingt flehend.
00:01:49: Sie können sie hinten anstellen wie jeder andere auch.
00:01:52: Die Begleitung des Mannes offenbar eine Geschäftspartnerin mischt sich ein.
00:01:55: Aber unser Flug geht doch erst in eine Stunde, ist mir egal.
00:01:58: Die Begleiterin macht der Familie schließlich Platz.
00:02:01: Der Blick des Mannes lässt die Atmosphäre zwischen den beiden für den Rest des Tages aahnen.
00:02:06: Ich verliere die Familie aus den Augen.
00:02:09: Die Taschenkontrolle ist endlich in Sichtweite.
00:02:12: Am Screening Band öffnet eine ältere Dame ihren Rollkoffer.
00:02:15: Sie muss eine Drogerie geplündert haben.
00:02:17: Flaschen, Sprays, Cremendosen, kein Plastiksäckchen.
00:02:20: Der Flughafenangestellte gibt ihr eines und weist sie freundlich darauf hin, dass sie sich von einigen Produkten trennen müsste.
00:02:27: Die Dame entschuldigt sich.
00:02:29: Sie würde nicht häufig fliegen.
00:02:31: Hinten maulen wieder einige.
00:02:33: Vor mir stehen drei Holländer.
00:02:34: Sie bieten der Dame an, einige der Flächen auf ihre Tüten zu verteilen.
00:02:38: Ich auch.
00:02:39: Der Kontrolleur drückt ein Auge zu.
00:02:41: Alle anderen rührten keinen Finger.
00:02:44: Abends.
00:02:45: Flughafen Köln.
00:02:47: Abflugschalter.
00:02:48: Ein Gedrängel, als ob es hinter der Schranke Freibier geben würde.
00:02:52: Ich spüre einen elbogenen Rippen.
00:02:54: Lassen Sie mich durch, ich bin Senator.
00:02:56: Beim Karneval?
00:02:57: Der Herr Senator versetzt sich selbst den Todesstoß.
00:02:59: Nein, bei der Lufthansa.
00:03:00: Die Reaktionen der umstehenden Reichen von Glückwunsch zu Armleuchter bis zu alle Achtung hoch würden.
00:03:05: Die Dame am Gate empfängt ihn mit breiten Grenzen.
00:03:08: An jedem seiner drei Handgepäckstücke baumelt ein roter Anhänger, der seine Meilen sammelnde Wichtigkeit unterstreicht.
00:03:15: Er könne einer der Taschen gleich wieder abgeben, da Flieger sei ausgebucht, auch andere würden die Gepäckfächer benötigen.
00:03:20: Von hinten ruft einer, er sei bereit, seinen Stauraum vor ihnen aufzugeben, wenn der Senatur sich selber hineinlegt.
00:03:26: Heiterkeit.
00:03:27: Es sind nicht die vermeintlichen Eliten unseres Landes, die sich an diesem Tage von ihrer besten Seite zeigten.
00:03:35: Die zweite Kolumne.
00:03:36: Silvester.
00:03:37: Vorgestern eine letzte Telefonkonferenz vor dem Jahreswechsel.
00:03:41: Ich bin ungnädig und lustlos.
00:03:44: Nach wenigen Minuten denke ich mir, man hätte sie auch in den Januar legen können.
00:03:49: Inhaltlich eigentlich vollkommen verzichtbar, verschieben wäre sinnvoll.
00:03:52: Passt aber offenbar nicht in die vorauseilende Vorsatzromantik mancher Mitstreiter.
00:03:57: Was ist schon befriedigender als ein Lehrer schreibtisch am ersten Januar?
00:04:00: Nun, mir fiede einiges ein.
00:04:03: Und drei Tage später dürfte die Ablage ohnehin wieder dem dreißigsten Dezembergleichen.
00:04:07: Eine Teilnehmerin bittet darum, von der Tagesordnung abzuweichen.
00:04:11: Wie ordnet ihr das vergangene Jahr ein?
00:04:13: Nicht geschäftlich, das war gut, sondern allgemein.
00:04:16: Ich fühle mich orientierungslos, manchmal sogar hoffnungslos.
00:04:19: Ich habe erstmals Zukunftsängste.
00:04:22: Ein ungewohnter Tonfall in einer Gruppe, die ihre Gefühle in der Regel dem Zahlenwerk vorbehält.
00:04:28: Ein Kollege springt er bei, es ging ihm ähnlich.
00:04:31: Ein erstaunliches Jahr, bedrückend nein, entsetzlich, wenn man auf die Kriegsgebiete in unserer Nachbarschaft schaut.
00:04:37: Die Einschläge rücken näher.
00:04:39: Die Welt erscheine im zunehmend dunkler.
00:04:43: Meine Anmerkung, jede Dunkelheit würde durch Hoffnungsschimmer durchbrochen, mag es ein Kinderlachen sein, ein wissenschaftlicher technologischer Durchbruch findet wenig Resonanz.
00:04:55: Verständlich, wenn eine Nachrichtenwelle die nächste jagt.
00:05:00: Problematisch ist unser Umgang damit.
00:05:04: Wir drängen den Wogen entgegen, lassen uns von Strömungen mitziehen, anstatt einen Schritt zurückzutreten und innezuhalten.
00:05:12: Nachdenklichkeit weicht einer Kultur des Reflexes.
00:05:17: Wir nehmen uns kaum noch die Zeit, Dinge einzuordnen, sagt einer Totalnehmer.
00:05:23: Dabei beginne Einordnung nicht bei der Klage, dass sie nicht gewährt wird, sondern bei sich selbst.
00:05:28: Die Tonalität der Debatte ist wohltunt.
00:05:31: Außerhalb ist es meist anders.
00:05:33: Jeder Provokation in den sozialen Medien folgen atemlose Bistigkeiten.
00:05:39: Sachliche Auseinandersetzungen verkümmern zur Randerscheinung.
00:05:42: Selbst abgewogene Posts werden gerne als Empörungssprungbrett gesehen.
00:05:47: Verächtlichmachung und Schuldzuweisung als Definitionsmerkmale einer Gesellschaft?
00:05:53: Ein unumkehrbarer Trend?
00:05:55: Ich glaube nicht, auch wenn einige meinen, der Einzelne könne ohnehin nichts mehr ausrichten.
00:06:01: Wohl selten kam es mehr auf uns selbst an.
00:06:05: Die Wirkmächtigkeit digitaler Buschtrommeln ist letztlich an das Verhalten Einzelner gebunden.
00:06:10: Von dem Philosophen Michel de Montagne stammt der Satz, Furcht, Sehnsucht, Hoffnung drängen uns in die Zukunft.
00:06:20: Am virtuosesten wird heute die Klaviatur von Furcht bespielt.
00:06:24: Die beiden anderen Gemütslagen unterliegen häufig nacheilender Enttäuschung.
00:06:30: Auf den Gedanken in eine per se neutrale, vorurteilslose Gegenwart zu drängen kommen nur wenige.
00:06:37: Sie wäre das eigentliche Kraftfeld, um eine bessere Zukunft zu gestalten.
00:06:43: Nun drängen wir ins neue Jahr.
00:06:45: Vielleicht mit Leonard Cohen.
00:06:48: There's a crack in everything.
00:06:50: That's how the light gets in.
00:06:52: Den Inhalt des dritten Textes mag der ein oder andere schon so oder ähnlich einmal erlebt haben.
00:06:58: Mitte vergangener Woche im Flieger.
00:07:01: Die Mehrzahl der Passagiere reist offenbar in die Osterferien.
00:07:04: Dazwischen einige Geschäftsreisende.
00:07:08: Hinter mir sitzt ein kleiner Junge mit seiner Mutter.
00:07:11: Es ist wohl sein erster Flug.
00:07:13: Während des Abhebens überschlägt sich seine Stimme.
00:07:16: Mami, das ist ein komisches Gefühl.
00:07:17: Die Häuser, die Autos werden immer kleiner.
00:07:19: Da unten ist ein Pool.
00:07:20: Der Wald ist so winzig.
00:07:22: Es ist wirklich ein komisches Gefühl.
00:07:24: Man kann es gar nicht beschreiben.
00:07:26: Jede Turbulenz, jedes Vorkommnis im Flugzeug erfährt seine Kommentierung.
00:07:31: Er ist für sein Alter sehr artikuliert und lässt ihm mitreißend an seinen Gefühlen teilhaben.
00:07:36: Ein amerikanischer Publizist sagte einmal, In den Augen eines Kindes gibt es keine siebenwunderter Welt.
00:07:43: Es gibt sieben Millionen.
00:07:46: Treffender kann man das Phänomen des Staunens kaum formulieren.
00:07:50: Im Laufe des Lebens schleift sich die Fähigkeit, ab sich ganz dem Moment hinzugeben und ohne inneren Kritiker zu staunen.
00:07:57: Was früher wundersam und erstaunlich war, wird mit den Jahren alltäglich und verliert seinen Zauber.
00:08:04: Wir entziehen uns der Faszination indem wir sie zur Tode rationalisieren.
00:08:10: Manche wollen sich nicht einmal mehr am Staunen anderer erfreuen.
00:08:14: Empfinden es gar als Ärgernis.
00:08:16: So mein Sitznachbar im Flugzeug.
00:08:19: Ob es nicht auch leiser ging im Murmelt-Erfurt sich hin und dreht sich immer wieder mit entnervten Gesichtsausdruck um.
00:08:25: Meditative Kräfte sind ihm eher nicht gegeben.
00:08:28: Irgendwann rüffelt er die Flugbegleiterin an, die ihn versehentlich mit dem Getränkewagen gestreift hat.
00:08:34: Sie bringt ihn mit maliziösem Lächeln einen Schokoladen Osterhasen.
00:08:38: Er rührt ihn nicht an.
00:08:40: Als der Junge anfängt, lautstark die Dörfer in seinem Sichtfeld zu zählen und er beherrscht die meisten Ziffern bis hundert, entfernt man im esch auf vierten Nachbarn einen Fauchen.
00:08:49: Wollen Sie die Schokolade nicht im Jungen geben, frage ich Ihnen, nennt man Win-win.
00:08:52: Er freut sich und Sie können sich dreißig Sekunden entspannen.
00:08:56: Er packt den Osterhasen aus und steckt in sich in den Mund.
00:08:59: Ein Trotzverhalten, das ihn ungebremst in die Altersklasse seines Ruhestörers katapultiert.
00:09:04: Mit einem differenzierenden Merkmal.
00:09:07: Er verfügt Überlebenserfahrung.
00:09:09: Für die meisten ein positiv konnotierter Begriff.
00:09:12: Zuweilen aber nichts anderes als ein amalgam wachsender Bitternis und Entrüstung unter der Aufgabe der Freude am Staunen.
00:09:22: Gilt es doch vielen als Zeichen von Schwäche und Unwissenheit.
00:09:26: Thomas von Aquin schenkte uns den Gedanken, staunen sei nichts anderes als eine Sehnsucht nach Wissen.
00:09:32: Vielleicht im Bewusstsein, dass vieles sich besser mit kindlicher Neugierder ertragen lässt.
00:09:38: Als wir aussteigen, strahlt der kleine Premierenflieger, als würde ihn die ganze Welt umarmen.
00:09:43: Nun ja, mit einer Ausnahme.
00:09:45: Am Ausgang steht die Flugbegleiterin mit einer Schachtel Osterhasen.
00:09:49: Der Junge stofft sich juchzent die Taschen voll.
00:09:52: Mein Sitznachbar hatte bereits großlos und ohne Schokolade.
00:09:56: die Maschine verlassen.
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