#120 GGG LIVE aus Bremen: Vaterfreuden!
Shownotes
GGG is back live auf der Bühne im Metropol Theater in Bremen!
Wir nehmen eine kleine Auszeit von Trump, Putin, Xi und Co. und widmen uns dem nicht weniger wertvollen Thema des Vaterseins. Dabei geht es um die Rolle der Väter in Deutschland, warum so wenige Väter Elternzeit beanspruchen, was mit Elternrechten nach einer Trennung oder Scheidung geschieht, und wie wir traditionelle Geschlechterrollen gesellschaftlich und politisch in Zukunft zum Wohle aller Kinder verbessern können. Nichtzuletzt plaudern unser beiden Hosts Gregor Gysi und Karl-Theodor zu Guttenberg über die eigenen Vaterfreuden-und pannen. Viel Spaß bei der neuen Audiofolge!
KT Guttenberg hat außerdem ein Buch geschrieben. Einen kleinen Auszug finden Sie zwar in der letzten Episode, aber wer mehr will, kann das Buch hier bestellen: https://www.herder.de/leben/shop/p6/93765-3-worte-gebundene-ausgabe/
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Einige Highlights der Gysi Gegen Guttenberg Tour:
18.10.25 Dessau, Marienkirche
04.11.25 Essen, Lichtburg
09.12.25 Stuttgart, Liederhalle
Sonder-Live-Show im Mitteldeutschen Theater. Die Tickets finden Sie hier:
https://www.mitteldeutsches-theater.de/produktionen/gysi-gegen-guttenberg.html?ID_Vorstellung=560&m=2
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Fragen, Anregungen, Kommentare?
Wir freuen uns auf Ihre Email: ggg@openminds.media
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Transkript anzeigen
00:00:03:
00:00:40: Herzlichen Dank!
00:00:45: Herzlichen Dank für ein wunderbares Willkommen eines Bayern und eines Berliners im wundervollen Bremen.
00:01:01: Wir fühlen uns geehrt, heute Abend hier zu sein.
00:01:05: Gregor, meine Domestizierung, was Bremen anbelangt, fand irgendwann in den Achtzigern statt, als ich beschlossen hatte, Werder mehr als Bayern zu mögen.
00:01:15: Und ich weiß, jetzt muss ich einschränken sagen, das unterlieft danach so gewissen Schwankungen.
00:01:27: Aber ich vergesse nie das sechs zu zwei damals.
00:01:31: Das hat mich spartag Moskau, das hat ein bisschen was mit deinem Hintergrund zu tun.
00:01:37: Das hat mich damals... schon sehr, sehr geprägt.
00:01:40: Später war es dann mal die Eiswetter und ähnliche Dinge.
00:01:42: Also für uns beides ist es ein Wiederkommen nach Bremen.
00:01:46: Und meine Damen und Herren, wir haben heute die Freude mit Ihnen.
00:01:50: Zwei Folgen unseres, wie nennst du das?
00:01:54: Podcastes
00:01:56: aufzunehmen.
00:01:58: Den Podcast Giesige gegen Gutenberg.
00:02:01: Davon ist eine Folge einem Thema unterworfen, dass wir Ihnen gleich verraten werden.
00:02:05: Und die zweite ist die, wo sie uns grillen.
00:02:09: Sie haben auf dem Weg in das Metropoltheater Karten ausgefüllt.
00:02:15: Wir haben schon gesehen, da ist eine ganz, ganz große Box, auf denen Fragen stehen, die wir in der uns eigenen Sprachlosigkeit dann irgendwie beantworten müssen.
00:02:25: Und wir werden uns höchste Mühe geben, das zu tun, bevor wir allerdings einsteigen.
00:02:30: Meine Damen und Herren, wir werden eine Pause dazwischen noch haben.
00:02:34: Darf ich Sie bitten, meinen Mitstreiter Und im Englischen sagt man, Brother in Crime, den unverschämt jung gebliebenen Herrn, der, wenn Sie mal genauer hinschauen, weit weniger Falten auf der Stirn hat als ich.
00:02:51: Ich weiß immer noch nicht, wie er das macht.
00:02:54: Den alterspräsidenten AD des Deutschen Bundestages, wobei es ein Gerücht ist, dass AD für Ausdankbarkeit steht.
00:03:04: Und den... Herrn, der keine Tattoos auf den Armen braucht, um linke Positionen zu vertreten.
00:03:13: Und der gleichzeitig mir ein lieb gewonnener Freund geworden ist, meine Damen und Herren, begrüßen Sie mit mir Gregor Gizzi.
00:03:34: Ganz herzlichen Dank.
00:03:37: Und Bremen imponiert mir schon dadurch, dass das riesige Bundesland der Freistaat Bayern inzwischen eine manchmal Manchmal zwei mit Nürnberg, die in der ersten Bundesliga hat.
00:03:54: Werder Bremen gibt es so gut wie immer.
00:03:58: Und das muss man erstmal akzeptieren.
00:04:00: Es ist ja das kleinste Bundesland.
00:04:06: Und sie hatten auch tolle Trainer.
00:04:08: Einer habe ich kennengelernt.
00:04:11: Von der anderen weiß ich es nur so.
00:04:13: Den, den ich kennengelernt habe, der hat dann die Nationalmannschaft von
00:04:17: Griechenland
00:04:18: trainiert.
00:04:18: Der legendäre
00:04:19: Autorie-Hagel.
00:04:20: und schaffte es, Europameister zu werden.
00:04:24: Und dann wurde er natürlich wie ein Heiliger auf der Brücke empfangen.
00:04:28: Das hätte dir auch gefallen, oder?
00:04:29: Ja, und dann wurde ihm gesagt, dass er ja mit der Mannschaft keinen modernen Fußball gespürt habe.
00:04:37: Und dann sagt er, modern ist, was erfolgreich ist.
00:04:40: Das hat mir auch gefallen.
00:04:42: Und er wurde ja Europameister.
00:04:43: Nein, Bremen ist auch eine wunderschöne Stadt.
00:04:45: Sie haben einen tollen Platz.
00:04:46: Das muss man alles sagen.
00:04:47: Berlin ist zu groß, besteht nur aus Kiezern.
00:04:50: Außerdem sind wir brubbelig, aber in letzter Situation doch solidarisch.
00:04:54: Und ich bitte Sie ganz herzlich zu begrüßen, einen Vertreter des Hochadels aus Bayern.
00:04:59: Und das, ja, wir müssen ja mal sehen, aus der Sicht eines Ostberliner kleinen Mannes wie ich, es mit ihm aufzunehmen, das ist schon Mut.
00:05:08: Aber er hatte auch den Mut, zu mir herunterzukommen.
00:05:12: Also begrüßen Sie ganz herzlich den Freihand von und zu Gutenberg.
00:05:22: Gutenberg.
00:05:27: Bevor wir einsteigen, Gregor, in unser Thema des heutigen Amts, das zu Beginn wahrscheinlich überraschend unpolitisch sein wird, aber gelegentlich machen wir das ja, dass wir uns auch mal Themenkomplexen annehmen, wo es einfach noch etwas menscheln soll.
00:05:42: Und die jetzt nicht nur das politische Geschehen des Tages und das gehetzte Aufbegehren der Stunde irgendwie zum Mittelpunkt haben, haben wir uns eine gute Tradition eingerichtet, nämlich dass Sie immer, wenn wir uns sehen und den Podcast aufnehmen, dass wir uns gegenseitig fragen, was wir erstaunliches, berührendes, absurdes und irgendwie erschütterndes oder hysterisch ins Lachen ausbrechen, das die vergangenen Woche erlebt haben.
00:06:13: Und ich schaue dich erwartungsfroh, erwartungsvoll und mit der Hoffnung, dass etwas Geistreiches kommt, mein Lieber.
00:06:23: Das kann ich hier erzählen.
00:06:25: Gestern... war ich ab neun Uhr dreißig bei einer Verhandlung beim Amtsgericht Frankfurt am Main.
00:06:33: Die ging bis sechzehn Uhr.
00:06:36: Ich war ziemlich fertig, ehrlich gesagt.
00:06:39: Dann musste ich auf schnellsten Wege nach Hamburg und wurde von Hamburg nach Warnemünde gefahren.
00:06:45: Und da habe ich abends vor Betriebsräten gesprochen.
00:06:49: Das ist so ein Wechsel vom Amtsgericht Frankfurt-Armeien zu Betriebsreden in Warnemünde.
00:06:55: Das können Sie sich gar nicht vorstellen.
00:06:57: Und meine unterschiedliche Art dort und dort zu reden war spannend.
00:07:01: Heute früh bin ich dort im Hotel aufgewachsen und war selbstverständlich der Einzige, der in der Ostsee geschwoben ist.
00:07:09: Und das war schon witzig.
00:07:12: Danke schön.
00:07:16: Die Betriebsreden sagten zu mir, das war ja gestern ganz nett.
00:07:21: Aber ich wusste nicht, dass du eine Meise hast.
00:07:24: Und da ich die Einzige war, das habe ich aber ein bisschen genossen und danach gefrühstückt.
00:07:28: Dann musste ich von Warnemündel nach Berlin und dann von Berlin nach Bremen.
00:07:33: Schaffen Sie das mal zu Fuß mit siebenundsiebzig?
00:07:36: Nein, das war natürlich nicht zu Fuß.
00:07:38: Aber ich finde das für meinen Alter schon angemessen.
00:07:41: So wärst
00:07:41: du Fuß mit Sicherheit schneller als mit der Deutschen Bahn.
00:07:44: Richtig,
00:07:45: ja, das ist wahr.
00:07:47: Also die Deutsche Bahn AG, der wünsche ich immer, dass sie einmal wenigstens mal ein Ziel vorgibt, so zu werden wie die Schweizer Bahn.
00:07:54: Das muss doch zu schaffen sein.
00:07:56: Die Schweiz ist so klein und handlich und wir packen die Bahn nicht.
00:08:01: Die haben es gepackt.
00:08:02: Woran liegt das?
00:08:04: Herr Bundesminister Adé.
00:08:08: Das Verkehrsressort habe ich tatsächlich Parteikollegen überlassen und einem davon habe ich irgendwann auch meine Geltube überlassen.
00:08:17: Das wissen nicht, wenn ich meine.
00:08:24: Also da ist schon einiges aufgelaufen in den letzten Jahren.
00:08:26: Jetzt haben wir eine neue Bahnvorständin seit heute, eine Vorstandsvorsitzende.
00:08:32: Und man kann ja einfach nur das Beste wünschen.
00:08:35: Ich war tatsächlich letzte Woche vor der Woche.
00:08:37: Ja,
00:08:37: weil die hatten einen Lokomotivführerschein.
00:08:39: Ja.
00:08:40: Und ich hatte den Vorsitzenden der Gewerkschaft mit der CDU, der Lokomotivführer.
00:08:45: Und der hat mir gesagt, ein Problem, das Vorstand besteht daran, dass hier alle keine Eisenbahner sind.
00:08:51: Sie haben keine Ahnung.
00:08:52: Also du gibst ihm ganz die Chance jetzt?
00:08:53: Ja.
00:08:54: Jetzt gibt es das erste Mal eine Frau, die Lokomotivführerin war und die ein bisschen weiß, was in den Leuten so vorgeht.
00:09:00: Aber...
00:09:01: Ich wünsche ihr in unserem Sinne nur das Beste in unserer aller Sinne.
00:09:06: Es gibt allerdings immer mal wieder auch so Momente, wo man an allem zu zweifeln beginnt.
00:09:12: Ich bin vorletzte Woche von Berlin nach Hamburg gefahren und diese Strecke ist ja momentan die Stammstrecke ist irgendwie mal wieder unter Bauarbeiten.
00:09:20: Das soll es ja geben.
00:09:21: Und wir fuhren über Uelzen nach Hamburg rauf und plötzlich kam ein Zugbegleiter mit irgendwie erschütterndem Gesicht in den Waggon und teilte, weil irgendwie das oben die Durchsage auch überraschenderweise nicht ging, und teilte den Zuggästen mit, mit entsetzten Gesicht.
00:09:43: Ich muss Ihnen mitteilen, dass wir heute zehn Minuten früher ankommen.
00:09:49: Und Sie können sich nicht vorstellen, was das für Reaktionen ausgelöst hat.
00:09:53: Das ist ja letztlich auch ein Spiegel unserer Mentalität.
00:09:55: Also die einen haben gesagt, wahrscheinlich sind wir in München und nicht in Hamburg.
00:10:01: Die anderen haben laut applaudiert, andere haben gesagt, auf nichts kann man sich mehr verlassen.
00:10:05: Also es war so die gesamte Gemengelage einer tiefsitzenden Frustration.
00:10:11: Ich habe einmal erlebt, dass der ganze Zug gelacht hat, weil der Sprecher durch die Lautsprecher sagte, ich muss mich zur tiefsten entschuldigen, aber wir verspäten uns.
00:10:22: ... beim Hauptbahnhof Berlin um eine Minute, ... ... weil wir ganz andere Perspätungen gewöhnt sind.
00:10:30: Mit welchem Thema beschäftigen wir uns denn jetzt?
00:10:32: Wir
00:10:32: beschäftigen uns gleich mit dem Thema ... ... bevor wir dorthin gehen, ... ... muss ich trotzdem sonst ... ... vergess ich Sie, ... ... und Sie war so schön.
00:10:41: Normalerweise erzähle ich ja meine Geschichte ... ... in der zweiten Runde, ... ... aber möglicherweise vergesse ich Sie, ... ... ich erzähle Sie jetzt trotzdem jetzt.
00:10:47: Mein Taxifahrer heute hier in Bremen, ... ... also ich kam ja auch heute mit der Bahn, ... Ich glaube, etwa sieben und dreißig Minuten verspätet.
00:10:55: Und der Taxifahrer, der seit vor fünf und dreißig Jahren aus Pakistan nach Deutschland kam, drehte sich plötzlich um und meinte, nach haben sie Feierabend.
00:11:07: Dann meinte ich, nicht wirklich.
00:11:10: Da hat er gefragt, was machen sie denn heute noch?
00:11:13: Ich habe gesagt, ich muss hier in Bremen, nein, ich habe nicht gesagt, ich darf heute in Bremen noch auf eine Bühne.
00:11:19: Da sind sie Schauspieler.
00:11:22: Nicht wirklich.
00:11:24: Und dann fing er zu insistieren an und immer wieder gefragt, was machen sie dann eigentlich?
00:11:29: Und irgendwann habe ich gesagt, ich habe mal was gemacht, ich war mal Politiker.
00:11:32: Ja, dann sind sie doch Schauspieler.
00:11:37: Fand ich wunderbar.
00:11:41: Unser Thema Gregor, heute dieses etwas persönlichere Thema.
00:11:45: Wir sprechen heute darüber, was es bedeutet, Vater zu sein.
00:11:52: Vaterfreuden.
00:11:54: Und versuchen das mal in den weiteren Kontext zu packen.
00:11:57: Also das mag historisch sein, das mag anektotisch sein, das soll auch sehr persönlich sein.
00:12:05: Und jetzt sind wir nun beide Väter.
00:12:08: Gregor, wie viele Kinder, von wie vielen Kindern weißt du?
00:12:15: Also ich sage mir, ich habe circa drei Kinder.
00:12:17: Männer sollen vorsichtig sein, bevor sie sich da endgültig festlegen.
00:12:21: Aber... Das Besondere ist, dass wir aufgewachsen sind mit völlig unterschiedlichen Familienbilder.
00:12:29: In der Bundesrepublik Deutschland war früher, nicht heute, das Familienbild.
00:12:35: Der Vater und der Ehemann ist sozusagen das Oberhaupt.
00:12:40: Es gab Zeiten, da durften die Frauen, die Ehefrauen nur ein Chirur konterhalten, wenn der Mann das erlaubte.
00:12:46: Der konnte ihr Arbeitsrechtsverhältnis kündigen.
00:12:48: Das hat dann das Bundesverfassungsgericht Ende der fünftiger Jahre ausgeschlossen.
00:12:53: Aber dass sie ein eigenes Konto öffnen konnten, war das zweite Gleichstellungsurteil.
00:12:57: Das war interessant.
00:12:58: Das gab es in der DDR nicht.
00:13:00: Also hier war das Familienbild mit einer übrigens halbwegs positiven Seite.
00:13:06: Er ist der Chef.
00:13:08: Die Frau hat für die Kinder zu sorgen, für den Haushalt zu sorgen.
00:13:12: Aber er ist und bleibt versorgungsverpflichtet.
00:13:16: Das heißt, wenn er sich trennte.
00:13:18: weil er eine jüngere Frau kennengelernt hat oder so.
00:13:21: Es änderte nichts an seiner Versorgungspflicht gegenüber der ersten Frau und den Kindern.
00:13:27: In der DDR war das Bild ein völlig anderes.
00:13:29: Man wollte unbedingt die Gleichberechtigung von Vater und Mutter.
00:13:33: Deshalb waren Unterhaltsentscheidungen zugunsten der Frauen, die gab es, aber so für zwei Jahre in bestimmten Fällen und auf unbegrenzte Zeit nur ganz selten.
00:13:43: Das war nach vierzig Jahren eher sie immer Mutter von fünf Kindern immer zu Hause, er war der Chef und dann lernte er eine junge Kerne, da musste er bis zu ihm gehen.
00:13:54: Aber das war die Ausnahme.
00:13:55: Und da habe ich festgestellt, dieses unterschiedliche Familienbild in beiden deutschen Staaten hat bei der Herstellung der Einheit auch zu Problemen geführt, gerade bei Ost-West-Beziehungen, weil man merkt es ja nicht gleich, wenn man verliebt ist, aber irgendwann merkt man dann doch die unterschiedlichen Sichten.
00:14:11: Spürt man das immer noch?
00:14:13: Spürt man das immer noch?
00:14:15: Ich glaube jetzt nimmt es ab, jetzt haben wir ja die dritte Generation, die ist jetzt vielleicht viel ähnlicher.
00:14:22: Und das Interessante ist, dass die gleichberechtigte Pflichtabfüllung, da komme ich noch, die irgendwann in der DDR begannen.
00:14:31: Also beide studierten, er blieb zu Hause, sie blieb zu Hause, er kümmerte sich um das Kind, sie kümmerte sich um das Kind, ein großer Vorteil hat.
00:14:41: das Leben verläuft gleichberechtigt hat und einen großen Nachteil hat.
00:14:45: Es gibt Schlachten, um die Frage, in der DDR hieß es, wer das Erziehungsrecht bekommt, heute das Sorgerecht, dann teilt man das Sorgerecht, aber eine oder ein NR hat das Aufenthaltsbestimmungsrecht, das ist natürlich wieder dasselbe, da gibt es dann denselben Streit.
00:15:01: Das heißt, wenn du die Gleichstellung der Geschlechter in der Ehe erreichst, wird die Sache mit den Kindern nicht leichter, sondern schwieriger.
00:15:09: Ja, das ist eine interessante These.
00:15:10: Also ich glaube, dass die Sorgerechteproblemate, glaube ich, nie gänzlich aufzulösen ist.
00:15:16: Es wird immer diejenigen geben, die sich über den Tisch gezogen oder enttäuscht fühlen.
00:15:22: Und doch finde ich, das ist eine hochinteressante Fragestellung, wie sich diese doch vierzig Jahre, die sich ein Bild plötzlich unterschiedlich entwickelt hat.
00:15:36: Wie sich das dann... wieder in ein neues Familienbild fügt.
00:15:44: Jetzt hat sich allerdings Familie als solche natürlich in den letzten Jahren und Jahrzehnten, ich sage Gott Lob, auch sehr erweitert.
00:15:53: Ich bin in einem teilweise noch sehr archaischen Umfeld aufgewachsen, wo das sage mal, ich sage immer, ich hatte einen Umfeld von Claire Gehalverschisten um mich herum, also ich bin sehr, sehr katholisch aufgewachsen.
00:16:07: Und gleichzeitig durfte ich aber feststellen, wie unter dem Deckmantel des Katholizismus auch eine unfassliche Verlogenheit herrschte.
00:16:15: Und da ein Familienbild gepflegt wurde, was natürlich ständig auch einer Unterminierung unterworfen war.
00:16:21: Und ich bin bei meinem Vater, der uns damals erzogen hatte und da kommt dieses alte Familienbild hinein.
00:16:29: Das hat vielleicht auch etwas mit meiner seltsamen Herkunft zu tun.
00:16:32: Meine Eltern haben sich sehr früh scheiden lassen.
00:16:35: Mein Bruder und ich sind bei meinem Vater dann aufgewachsen und nicht bei meiner Mutter.
00:16:39: Also wir wurden meiner Mutter schlicht weggenommen und das haben beide Eltern sowohl meiner Mutter als die meines Vaters damals so entschieden und das hat natürlich zu unfasslichen Verwerfungen und auch tiefen Betroffenheiten und auch Verletzungen geführt.
00:16:56: Doch hatte ich einen ganz wunderbaren Vater, ein ganz wilder Vogel.
00:17:00: Wir haben ja oft schon mal darüber geredet, der Künstler war und mit einem Künstler aufzuwachsen ist natürlich auch eine Herausforderung auf eine gewisse Weise.
00:17:08: Und ich hatte aber dann trotzdem den Trieb und den Antrieb, es irgendwie besser zu machen.
00:17:15: Jetzt sind wir beide, was später das Ausbilden von Familien anbelangt, jetzt auch nicht immer mal wieder bei mir einmal, aber auch dem Scheitern unterworfen gewesen.
00:17:25: Was mich interessiert, Gregor, und ich glaube, das ist vielleicht auch von Interesse für jene, die uns heute hier zuhören, ist der Umstand, wenn man einen Beruf ergreift, den man nun wirklich nicht als familienfreundlich bezeichnen kann.
00:17:39: Und ich glaube, die Politik ist wahrscheinlich die verheerendste Berufsentscheidung, der man eine Familie unterwerfen kann.
00:17:51: Wie hast du das gehandhabt?
00:17:52: Hältst du deine Entscheidung in die Politik zu gehen für eine geglückte Entscheidung, was den Fortgang deiner Familie anbelangt?
00:18:04: Nein.
00:18:07: So kurz hat er noch nie geantwortet.
00:18:11: Ich will auf folgendes Hinweisen.
00:18:14: Mein Vater, der Botschafter der DDR in Italien war, hat mir mal einen Satz gesagt, über den ich ewig nachgedacht habe.
00:18:22: Der hat gesagt, bei uns sind die Frauen gleichberechtigter als die in Italien, aber in Italien sind die Mütter heilig, so schwer verehrt, wie man das sich bei uns gar nicht vorstellen kann.
00:18:36: Und das stimmt.
00:18:37: Das heißt, der Katholizismus, ja, die Mama, also wenn du einem Jungen da sagst und was gegen seiner Mama bist du deines Lebens nicht mehr sicher.
00:18:45: Das ist wirklich ganz interessant, dieser Unterschied.
00:18:49: In der DDR war es, es gab es folgende Problematik.
00:18:52: Ich komme gleich zum Politiker.
00:18:55: Nun
00:18:55: hatte ich für einen Jungen allein, wie man heute sagen würde, das Sorgerecht, damals das Erziehungsrecht.
00:19:01: Der war drei Jahre alt.
00:19:04: Und ...
00:19:05: Musstest du dir das erstreiten?
00:19:08: Ja, natürlich habe ich lange mit meiner Frau bestreiten, aber dann waren wir uns einig.
00:19:12: Wir sind dann zum Gericht gegangen und waren uns einig.
00:19:16: Der Punkt war ein Anleit.
00:19:17: Der Punkt war, wie er geht es einem allein erziehenden Vater.
00:19:21: Und das war so.
00:19:23: Ich hatte ein Nachbar-Ihrpaar und die Frau klingelte immer wieder und sagte, ja, kann ich Ihnen irgendwie helfen?
00:19:29: Schaffen Sie denn das mit dem Junge allein?
00:19:32: Wir hatten im selben Haus in einer anderen Mietzwohnung, wo eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, da hat sie nie geklingelt.
00:19:41: Ist auch interessant.
00:19:43: Das heißt, Der Vater tat ihr leid, weil sie dachte, das schafft er doch gar nicht alleine.
00:19:48: Also da wurde mir ständig Hilfe angeboten.
00:19:50: Dann hatte ich aber das umgekehrte Erlebnis.
00:19:53: Ich war bei einem Gericht und ich war Pflichtverteid.
00:19:57: Also da können sie ohne mich nicht weiter verhandeln.
00:19:59: Und ich sagte dem Richter, ich muss um siebzehn Uhr gehen, weil ich spät ist es um achtzehn Uhr mein Sohn, was der Kindereinrichtung abgeholt werden muss.
00:20:08: Es war so geregelt, die mussten eine halbe Stunde warten, wenn ich nicht kam, und dann kam er ans Kinderheim.
00:20:13: Nein, das konnte ich auf gar keinen Fall zulassen.
00:20:15: Und ich wollte nicht, dass in eine halbe Stunde meinetwegen warten müssen.
00:20:18: Also auf jeden Fall, er sagte ich zu dem Richter, ich muss um siebzehn Uhr gehen.
00:20:24: Der verhandelte immer weiter.
00:20:25: Es war siebzehn Uhr zehn, ich zeigte auf die Uhr, er reagierte überhaupt nicht.
00:20:29: Und dann bin ich um siebzehn oder fünfzehn einfach aufgestanden und gegangen.
00:20:35: Dann musste er die Verhandlung unterbrechen, hat mir eine Ordnungsstrafe auferlegt.
00:20:39: gegen die, habe ich Beschwerde eingelegt, auch erfolgreich, aber da ist mir aufgefallen, wenn eine Mutter zu ihm gekommen wäre und gesagt hätte, ich muss um siebzehn Uhr los und mein Kind abzuhören, hätte Punkt siebzehn Uhr aufgehört.
00:20:52: Das heißt, auf der einen Seite die Nachbarin, die mir immer helfen wollte, die einer allein als sie eine Mutter nie helfen wollte und auf der anderen Seite die Behörden, die dich nicht ernst haben.
00:21:03: Sie sagten, Ach, der sagt das so.
00:21:05: Wahrscheinlich hat er eine Freundin, die sich um alles kümmert.
00:21:07: Weiß ich gar nicht, was die sich gedacht haben.
00:21:10: Aber da wurden Frauen ernst genommen, Männer nicht.
00:21:13: Das habe ich festgestellt.
00:21:15: Und ich habe dann eine Entwicklung in der DDR festgestellt.
00:21:19: Anfangs war das immer klar, das Kind kommt zur Mutter und so weiter, wurde gar nicht diskutiert.
00:21:24: Und natürlich hat die Väter unterhalten zu zahlen und so weiter und so weiter.
00:21:28: Und dann kam eben eine Generation, wo das immer gleichberechtigter lief.
00:21:33: Und das hatte eben die Folge beinahe Ehescheidung, dass Kämpfe geführt wurden.
00:21:39: Natürlich bekam meistens die Mutter das Kind oder die Kinder.
00:21:45: Aber es stand ja nun mal im Gesetz, wer geeigneter ist.
00:21:48: soll das Erziehungsrecht, also heute würde man sagen Sorgerecht bekommen.
00:21:53: Und das heißt, es war ja objektiv gleichgestellt.
00:21:56: Es war es natürlich in Wirklichkeit nicht.
00:21:58: Und da weiß ich ganz genau, wenn eine Scheidung nie vergessen, Die Frau studierte und der Mann versorgte ab sechster Woche.
00:22:06: Da war sie eine Frau weg, bis dahin hat sie gestillt.
00:22:10: Den Säugling kann man sagen allein.
00:22:13: Und sie kamen so wie das zweite oder dritte Wochenende.
00:22:17: Und dann beantragte ich für ihn das Sorgerecht, also das Erziehungsrecht.
00:22:22: Und in erster Instanz bekam ich es auch und dann ging sie in Berufung.
00:22:26: Und dann haben die ach Zeugen gehört zu der Frage, ob sie wenigstens von ihrem Studium jedes mögliche Wochenende, wo sie hätte nach Hause zu fahren können, um ihr Kind zu sehen, nach Hause gefahren ist.
00:22:41: Und die acht Zeugen mussten alle bestätigen.
00:22:43: Nee, sie ist auch an Wochenenden geblieben, wo es nicht nötig war und so weiter und so weiter.
00:22:49: Und als sie acht Zeugen gehört war, habe ich zu dem Gericht gesagt, ich habe mal eine Frage.
00:22:56: Wenn die Frau die ganze Zeit das Kind versorgt hätte, der Mann studiert hätte und er wäre mal so am Wochenende vorbeigekommen, wie viele Zeugen hätten sie dann gehört?
00:23:05: Dann machten die natürlich nicht einen.
00:23:09: Und er bekam das Erziehungsrecht.
00:23:12: Aber das war auch eine Besonderheit.
00:23:14: Also es sei denn, sie waren sich einig.
00:23:16: Es war eine Besonderheit.
00:23:18: Und ich wusste und ich merkte, es wird immer schwieriger, je gleichberechtigter die Versorgung der Kinder erfolgt.
00:23:26: Beim Vermögen gab es nur zwei Probleme.
00:23:29: Das eine war das Auto, kann man sich im Westen nicht vorstellen, weil du schon fünfzehn Jahre auf ein Auto warten musstest.
00:23:36: Und wenn er denn da war, da geht der Streit natürlich los.
00:23:40: Und das zweite war das Grundstück.
00:23:42: Meine Damen und Herren, nach zweieinhalb Jahren gelingt es mir immer noch nicht, in diesem Podcast Gregor dazu zu bewegen, dass er meine Fragen beantwortet.
00:23:51: Deswegen werde ich sie jetzt einfach mal beantworten.
00:23:53: Ich habe dir
00:23:53: doch gesagt, du hast mich gefragt.
00:23:56: Nein, ich hatte dich gefragt.
00:23:57: Ob Politiker
00:23:58: für Familie förderlich sind, natürlich nicht, weil man sich einfach so wichtig nimmt.
00:24:02: Man macht achtzehn Termine am Tag, denkt, alles ist wichtig.
00:24:06: Drei Wochen später weiß man schon von fünfzehn Terminen nichts mehr.
00:24:09: Noch später weißt du noch ein oder gar kein.
00:24:12: Und damit verlacht, dass ich zu deiner Ehrfrau oder deiner Partnerin oder deinem Partners ganz egal und letztlich auch deine Kinder.
00:24:20: Das ist die eigentliche Katastrophe am Politikerbüro.
00:24:23: Und dann bist du wieder da und dann brauchst du sie, wenn du plötzlich abfällst.
00:24:27: Aber vorher hast du dich nicht um sie gekümmert.
00:24:30: Und dann möchtest du gerne, dass sie dich auffangen.
00:24:34: Ging
00:24:34: mir ganz genauso und ich kann nur sagen, dass ich in diesen zehn Jahren Bei dir sind es ja doch ein paar mehr, die du schon in der Politik unterwegs bist, aber dass ich in diesen zehn Jahren, und das waren die zehn ersten Jahre meiner Kinder, von acht ersten Jahren meiner Kinder, sieben und acht, zwei Töchter, als ich aus der Politik ausgeschieden bin, die habe ich so gut wie nicht mitbekommen.
00:24:59: Und ich habe trotzdem öffentlich Reden gehalten, was den Wert der Familie anbelangt und wie wichtig es ist, den Zusammenhalt der Familie entsprechend zu pflegen.
00:25:09: Und dann kommt man an einem Wochenende nach Hause, erwartet die ewige Dankbarkeit der Familie, dass man endlich da ist, um dann sofort aufzubrechen, um eine Kläranlageneinweihung vorzunehmen, um sieben Feuerwehrzüge zu besuchen, Festumzüge zu besuchen, um beim Schützenfest zu sein und um am Sonntagabend zu sagen, jetzt bin ich wieder unterwegs nach Berlin.
00:25:31: Und ich würde mir wünschen, dass wir insbesondere uns in Politik schaffen, denn hier mehr Freiräume geben.
00:25:39: Die Erwartungshaltung heute ist die, dass man vierundzwanzig Stunden irgendwie an sieben Tagen verfügbar ist bzw.
00:25:47: erreichbar ist.
00:25:48: Und ich glaube, die Qualität in der Politik wird nicht besser, wenn sich in den Köpfen der Politik schaffen, denn nichts anderes abspielt als der Wahnsinn dieses Berufs.
00:25:58: Und zwei Tage oder auch mal seien es eine eineinhalb Tage, an denen diejenigen, die diesen politischen Zirkus ausgesetzt sind, auch mal so etwas wie eine Reflektion mit der Familie wieder mitbekommen, würde, glaube ich, die Qualität in unseren Parlamenten wirklich steigern.
00:26:21: Darf ich noch einen Satz hinzufügen?
00:26:23: Auch das eher aneknotisch.
00:26:25: Als ich dann in diesen Ministerämtern war, hatte ich ja, wie Sie alle wissen, eine Chefin, also eine zu Hause und eine im Bundeskanzleramt.
00:26:36: Also eigentlich hatte ich zwei Chefinen zu dem Zeitpunkt und Angela Merkel, wie Sie wissen, hatte jetzt keine Kinder.
00:26:46: Und wir waren so zwei, drei in dem Kabinett mit kleinen Kindern.
00:26:51: Und wir hatten dann irgendwann mal den Versuch unternommen, weil sie immer sehr gerne gewisse Gremiensitzungen auf den Sonntag gelegt hatte.
00:26:58: Und damit war natürlich der Sonntag dann auch Flöten.
00:27:00: Also er wäre auch so Flöten gewesen, weil man die Kläranlage eingeweiht hätte.
00:27:04: Aber wir hatten dann irgendwann mal versucht durchzusetzen, dass man wenigstens den Sonntagabend noch mit seiner Familie verbringen kann.
00:27:11: Das ging drei Wochen gut und dann wurde das dann auch wieder eingestampft.
00:27:14: Also ich bin wirklich, das für mich ein Plädoyer, das mir wichtig ist, aber das ist natürlich auch ein Plädoyer, das wir als Gesellschaft mittragen müssen und wollen, weil ich kenne das schon.
00:27:27: Das ist, wenn jemand, wenn man vor der Entscheidung steht, sich beispielsweise einer wichtigen, unfassbar wichtigen Bundestagsrede zu stellen oder möglicherweise der Abschluss einer Musikschule des Kindes ansteht, werden sich wahrscheinlich neunzig Prozent der lieben ehemaligen und von dir noch bestehenden Kollegen für die wichtige Bundestagsrede entscheiden.
00:27:52: Und der Moment dieses Kindes, das seinen Vater nicht sieht, ist in seiner Wucht und in seiner Dramatik ein sehr viel einschneidender als das vermeintliche Glück einer gelungenen Bundestagsrede.
00:28:10: Und ich glaube, Da, da hat etwas zu geschehen, weil ich und ich sehe nun nicht viel Entwicklung, weil die Zeit ist noch gehetzter geworden, die Umgangsformen, über die wir oft gesprochen haben, erfordern meistens auch Anwesenheit und tut sich da was?
00:28:34: Also in meinem Alter weiß man Folgendes, dass Liebe und Kinder wichtiger sind als Politik, aber da musst du erst alt werden, um das zu begreifen.
00:28:46: Weil solange man so ein aktiver, jüngerer Politiker ist oder Politikerin, denkt man immer, das ist das Wichtigste.
00:28:53: Das andere ist auch wichtig, aber das ist das Wichtigste.
00:28:56: Und das ist der Irrtum.
00:28:58: Weil wirklich Glück, also eine bestimmte Emotionalität und anders kannst du nur empfinden, wenn du in deinem engen Kreis, wo du Verantwortung trägst, auch für die Partnerin, auch für die Kinder, wenn du da ein Jahrmaßen mit dir zufrieden bist und die anderen auch ein Jahrmaßen mit dir zufrieden sind.
00:29:16: Und das vergisst man in der Politik, wenn man alles für so wichtig hält.
00:29:20: Es gibt immer, also Januar neunzig war ja der spannendste Tag, also die spannendste Zeit in meinem Leben.
00:29:26: Ich war gerade Vorsitzender dieser Partei geworden, die stand am Abgrund kurz vor der Vernichtung, die DDR sollte untergehen.
00:29:33: Und ich hatte jeden Tag achtzehn Termine.
00:29:35: Und eins werde ich nicht vergessen, Mitte Januar bekam ich eine Einladung zum Prinzen von Holland, also Prinz Klaus, in der Residenz des niederländischen Botschafters in der DDR.
00:29:51: Und dann sagte ich, ja, was will der Prinz von mir?
00:29:54: Sagt, nie, wissen wir nicht.
00:29:56: Und viel langer habe ich Zeit, eine Stunde.
00:29:58: Also ich hin völlig hektisch, sage ich ja hoch, als Sie wollten besprechen, worum geht's?
00:30:04: Und die Hoheit... Du
00:30:04: hast tatsächlich Hoheit gesagt?
00:30:06: Glaube ich.
00:30:07: Und wer hat mir einer gesagt, sage Hoheit?
00:30:09: Sag, na, dann sage ich in Hoheit.
00:30:13: Sagt er zu mir, gieße ich, dachte ich um Gottes Willen.
00:30:21: Also entweder drehe ich jetzt gleich gedreht durch die Decke oder ich lasse mich auf seine Zeit an und plötzlich entschloss ich mich, ließ mich auf seine Zeit an, sagte so zusammen und hatte Zeit.
00:30:32: Und so nach anderthalb Stunden bekam ich raus, was er wollte.
00:30:36: Er wollte, dass ich versuche zu verhindern im Januar neunzig.
00:30:40: Ich rede nicht von zweitausendfünfundzwanzig.
00:30:43: im Januar neunzig, dass ich versuche zu verhindern, dass rund um die mecklenburgischen Seen, die so wunderschön sein, McDonalds Buden gebaut werden.
00:30:53: Das war sein Anliegen.
00:30:56: So sind die Aristokraben.
00:30:58: Und ich schwöre dir, zwei oder drei Tage später sah ich Hans Modor, Und sagt er, sag mal, kannst du was dafür tun?
00:31:08: Es rund um die mecklischen Bogen, eine mecklores Wutendworte.
00:31:11: Das schaute mich an wie einer, der doch in eine geschlossene Einrichtung gehörte.
00:31:16: Dann bin ich zum ersten Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorprager.
00:31:20: Und es gibt keine.
00:31:22: Das verdanken wir Prinz Klaus, der Niederlande.
00:31:26: Sehen Sie und... Ich will Ihnen nur eins sagen.
00:31:32: Alle anderen Termine an dem Tag sind Wichia.
00:31:36: Ich erinnere mich an kein Einzelnen.
00:31:38: Der Einzelnen, der mir noch geblieben ist, der mit Prinz Klaus, da habe ich so die Relativität der Erlebnisse gemerkt.
00:31:45: Weil das war so unwahrscheinlich, womit man so gar nicht rechnen konnte.
00:31:53: Und bei den Kindern gibt es ja auch immer die schönen Einrichtungen, wo du ihn wirklich geholfen hast, wo du sie gerettet hast, wenn man da auch nicht die Momente vergessen, wo man sie verletzt hat.
00:32:03: Wo sie traurig waren, deshalb und wie man das dann merkt und wie man das wieder gut macht.
00:32:08: Also eine wichtige Regel meines Lebens lautete kurz vorm Schlafengehen muss man immer wieder versöhn sein.
00:32:15: Ganz wichtig.
00:32:20: Alles anderes Quälerei.
00:32:22: Wenn der Wein einschläft, ja, das geht überhaupt nicht.
00:32:26: Und deshalb denke ich, Ja, die Vaterrolle, wenn man sie ernst nimmt, ist wichtiger als die berufliche Rolle.
00:32:35: Die berufliche ist auch wichtig.
00:32:37: Hängt ja auch damit zusammen, was man sich leisten kann für seine Kinder.
00:32:40: Aber man muss die Gewichtung richtig machen im Leben.
00:32:44: Und viele machen die Gewichtung falsch.
00:32:46: Also mir tat es schon deswegen gut, auch aus anderen Gründen dann irgendwann politisch so richtig auf die Schnauze geflogen zu sein, weil ich damit einfach die zweite Hälfte der Kindheit meiner Kinder noch miterleben durfte und auch einiges versucht hatte, da gut zu machen oder aufzuholen.
00:33:04: Und man holt natürlich nicht diese ersten Jahre auf.
00:33:07: Und man stellt auch fest, das war für mich interessant, wie unterschiedlich Mutter-Liebe und Vater-Liebe ist.
00:33:16: Also es gibt ja den Spruch, dass es heißt, eine Mutter liebt ihre Kinder mehr als der Vater.
00:33:22: Sie liebt sie wahrscheinlich auch mehr als den Vater.
00:33:25: Aber Das war nur eine semantische Fußnote, um am Ende zu wissen, dass ich mit Fußnoten aufpassen muss, meine Damen und Herren.
00:33:32: Aber das ist, das ist, sei nur am Rande erwähnt.
00:33:40: Aber der Unterschied zwischen im Umgang von Müttern mit Kindern und Vätern mit Kindern und in welchen Zeiträumen oder in welchen Perioden ihres Lebens der Vater eine gewisse Wichtigkeit erfährt und beide oder die Mutter eine Wichtigkeit erfährt.
00:33:56: Bösezunge sagen, Kinder haben den Verstand vom Vater, weil die Mutter ihn noch besitzt.
00:34:07: Na ja, früher war das
00:34:08: Rollenverstand.
00:34:08: Stimmst du dem
00:34:09: zu?
00:34:10: Früher war das Rollenverstand.
00:34:11: Stimmst
00:34:11: du dem zu?
00:34:12: Ich stelle mich durch.
00:34:14: Ich bin es gelegentlich auch, aber ich sorge dafür, dass es keiner merkt.
00:34:22: Das Problem ist, das Väter... In einer Generation vor mir ihre Rolle völlig verstanden, anders verstanden haben wir es in meiner Generation und in der nächsten haben sie sie wieder anders verstanden.
00:34:34: Jetzt erleben wir eine junge Generation, die gleichberechtigt da an diese Fragen herangeht.
00:34:42: Auf dem Dorf ist es auch noch ganz anders als in der Stadt.
00:34:45: Weil da war es so, um den Säugling kümmerte sich die Frau und wenn die dann anfangen konnten, was mit Pferden, mit Schafen, mit Ziegen, mit Kühlen, mit der Feldwirtschaft, Gemüse und so zu tun zu haben, dann übernahm wieder der Mann eine bestimmte Rolle.
00:34:59: Das war sozusagen an unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich.
00:35:02: Und das verschiebt sich.
00:35:04: Die Männer fangen an, sich auch um Säuglinge zu kümmern.
00:35:07: Sie können sie natürlich nicht säugen, das ist klar, aber die Flasche geben und all was dazugehört.
00:35:12: Und ich sage nur, das ist schön, das macht auch das Familienleben viel leichter.
00:35:19: Wir haben nur noch keine richtige Lösung für die Trennung gefunden.
00:35:23: Alle Auseinandersetzungen, die es dort gibt, sind immer furchtbar.
00:35:27: Und ich sage immer, ich habe das auch früher schon Mandanten und Mandandinnen gesagt, lassen Sie Ihre Probleme mit Ihrem geschiedenen Partner oder getrennten Partner.
00:35:41: oder getrennte Partnerin nicht an den Kindern aus.
00:35:46: Und leiden sie nicht darunter, dass er das Kind nur zwei Tage hat und mehr verwöhnt als sie.
00:35:52: Kinder sind schlau, die können das genau unterscheiden.
00:35:55: Die wissen schon, was da passiert und was da passiert.
00:35:58: Man muss den Kindern mehr zutrauen und muss eben auch bereit sein, sie dem anderen zu überlassen für eine bestimmte gewisse Zeit.
00:36:07: Weil später danken es einem die Kinder, wenn man es verhindert hat, entsteht auch ein Vorbehalt gegen den entsprechenden Elternteil.
00:36:15: Interessant.
00:36:16: Richtig.
00:36:22: Interessant Gregor ist auch, was mit Kindern oftmals Söhnen passiert, wenn Väter nachhaltig versagen.
00:36:31: Und da gibt es ja sehr unterschiedliche Entwicklungen.
00:36:33: Einige wachsen danach über sich hinaus, weil sie es eben genau anders machen wollen.
00:36:38: Andere verhalten sich dann eben sehr logisch aufgrund einer gewissen Erziehung, die Sie erfahren haben.
00:36:44: Also ich mache jetzt mal einen ganz verwegenen Sprung beispielsweise zu dem ja von großer Liebenswürdigkeit geprägten amerikanischen Präsidenten dieser Tage, Donald Trump, der uns ja in den letzten Tagen wieder ein mehrere Beispiele seiner seiner guten Erziehung gegeben hat und also zum einen den in meinen Augen wirklich fast beängstigenden Auftritt, die ja bei der Beerdigung von Charlie Kirk hatte.
00:37:14: Heute war es weniger beängstigend, aber auch bezahre ist er aufgetreten vor den Vereinten Nationen, ein Mehrandern zwischen dem Beanspruch des Friedensnobelpreises bis hin zu der Klage, dass der Aufzug unter Teleprompter bei den Vereinten Nationen nicht mehr funktioniert, ein großer innerer logischer Zusammenhang natürlich zwischen all diesen Themen.
00:37:36: Aber was mich zum Nachdenken gebracht hat, weil ich das Thema für heute Abend wusste, als ich das gesehen hatte, ich habe mir einfach überlegt, woran lag?
00:37:44: liegt es, dass dieser Mensch so unfähig ist, irgendeine Empathie an den Tag zu legen?
00:37:51: und dieses Beleidigende, dieses Bieres bei der Beerdigung von Charlie Kirk, nachdem ihm die Witwe in den Armen lag und ich fand dieses Bild fast auf eine auf eine verrückte Weise ekonisch, wo man diese weinende Frau hatte, die davor noch gesagt hatte, sie würde dem Mörder ihres Mannes vergeben und man dürfe Hass nie mit Hass beantworten und dann eher das Schlusswort mehr oder weniger und hatte und gesagt hat, einfach gesagt hatte man darf und sehr wohl seine und bei ihm ist das so seine Gegner hassen.
00:38:27: und da war wer als dieses Bild von meinen Augen auftauchte, wurde Vergebung von Vergeltung umarmt.
00:38:36: Und das ist natürlich eigentlich ein Spielbild dessen, wo sich der inneren Kämpfe, in denen sich heute in so Demokratien befinden.
00:38:45: Und dann hat mich immer die Frage gestellt, was hat er eigentlich für ein Vater?
00:38:48: Und faktisch war es so, dass der Vater von Donald Trump, Fred Trump, offensichtlich ein unerbittlicher Patriarch war, der seine Kinder nicht geschont hat, der einen wahnsinnigen Leistungsdruck ausgesetzt hat und dieses Gefühl hinterlassen hat, das Mitgefühl und Schwäche mit Versagen gleichzusetzen ist.
00:39:08: Und das übersetzt natürlich sehr viel.
00:39:11: in diesen Charakter, den wir da heute betrachten.
00:39:13: Und manchmal lohnt es sich einfach, auch mal um zu verstehen, was hat das eigentlich für ein Hintergrund, glaube ich, insbesondere bei diesem besonderen Menschen, dass der familiäre Hintergrund nicht auszublenden ist?
00:39:24: Naja, Trump hat natürlich ein psychologisches Problem.
00:39:28: Ich hatte vieler solcher Mandanten.
00:39:34: Glaubt mir, sein psychologisches Problem besteht darin, dass er bei Frauen nicht so erfolgreich war, wie er sich ausgerechnet hat, dass er
00:39:42: erfolgreich
00:39:43: sein müssen.
00:39:44: Er muss das Gegenteil behaupten, weil sonst ja alles wahr ist, was ihm unterstellt wird.
00:39:51: Aber da mussten gute Psychologen helfen, oder Psychologen.
00:39:57: Das kriegen wir anders nicht aus der Welt.
00:39:59: Aber das Problem ist, dass er natürlich eine bestimmte Einstellung zu Menschen hat, die auch ganz deutlich wird und auch zu Gegnerschaft und wie man damit umgeht.
00:40:08: Aber was wir begreifen müssen ist folgendes, die Eliten, die hinter Tram stehen, die ihn also auch benutzen, so muss man es ja sagen, die fürchten, dass China die Weltwirtschaftsmacht Nummer eins werden könnte und das wollen sie verhindern.
00:40:22: Jetzt kommt ihre zweite Überlegung.
00:40:24: Ihre zweite Überlegung lautet, China ist schneller und effizienter, weil es über eine autoritäre Struktur verfügt.
00:40:31: Und deshalb bekämpfen sie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in den USA, weil sie glauben, mit einer autoritären Struktur können sie das überholen durch China verhindern.
00:40:41: Und das ist verheerend.
00:40:43: Weil die führen einen Kampf gegen die Justiz, gegen die Demokratie, also auch gegen demokratische Oberbürgermeister und Gouverneure in einer Art und Weise, wie man das noch nie in den USA... Auch
00:40:54: irgendwie republikanische entsprechende Vertreter.
00:40:57: Das ist schon richtig.
00:40:58: Allerdings sind das nicht mehr... Ich würde den einzige Punkt, wo ich dann wenig widersprechen würde, ist der, dass es nicht mehr die Hintermänner von Trumps sind, sondern dass er diese Hintermänner mittlerweile mit brachialer Gewalt auch in den Händen hat.
00:41:12: Und
00:41:13: das ist wahr.
00:41:14: Wenn du Präsident bist, hast du natürlich, die macht nur erst diesmal und seine Leute viel besser vorbereitet als bei der ersten Legislaturperiode.
00:41:22: Das ziehen die ja alles knallhart durch und das verändert die Welt.
00:41:26: Auch wie er die europäischen Regierungs- und Staatshilfe genehmigt hat, nach seinem Besuch von Putin.
00:41:32: Das
00:41:33: Katzbuckeln- und Ringe-Küssen ist zu einem entsprechenden Charaktermerkmal beim Eintritt ins Weiße Haus geworden.
00:41:39: Ja, und du musst noch Folgendes sehen.
00:41:42: Er glaubt ja wirklich, dass er den Friedensnobelpreis eigentlich verdient, wie er sich jetzt bei Russland und Ukraine bemüht.
00:41:51: Aber ich lass das mal alles weg, aber er vergisst völlig, was er am Nahen Osten anrichtet.
00:41:55: Das ist die blanke Katastrophe, wenn das Nobelpreiskomitee Ihnen wirklich den Friedensnovellpreis gäbe, das kann ich keine Sekunde glauben, wer der für immer diskreditiert.
00:42:08: Kann ich dann denken.
00:42:10: Und das darf auch nicht passieren.
00:42:12: Und der nahen Osten ist natürlich eine Katastrophe, was überhaupt Schlimmes ist, aber wir sind eigentlich bei Vätern, aber es sind ja oft Männer, die das Ganze betreiben, ist eben... Es geht nur noch um Macht.
00:42:24: Und wenn du stärker bist, wird das ausgenutzt in jeder Hinsicht.
00:42:29: Der stärkere Staat darf mit Schwächeren machen, was er will.
00:42:32: Und genau das wollte das Völkerrecht verhindern.
00:42:36: Und das Völkerrecht wird nicht mehr respektiert.
00:42:39: Und zwar von allen Seiten nicht.
00:42:41: Und darunter leide ich richtig schon als Jurist.
00:42:44: Und weil ich auch weiß, gerade in den schwächeren Staaten hilft nur das Völkerrecht.
00:42:48: Meine, wenn dieser Saal hier, wenn wir zusammen nach Lichtenstein gehen, wären die ja obert innerhalb von sechs Minuten, ja?
00:42:55: Die hätten ja überhaupt keine Chance.
00:42:57: Und genau davor schützt sie das Völkerrecht.
00:43:00: Und deshalb bin ich so sehr für Respekt das Völkerrecht, dass so häufig verletzt wird.
00:43:12: Aber zurück zum Vater.
00:43:15: Mich interessiert das auch, weil ich hatte ja zwei Söhne
00:43:19: und
00:43:20: einmal allein das Sorgerecht, ab dritten Lebensjahr bis zum achtzenden.
00:43:24: Ich weiß auch, was ich da falsch gemacht habe und so weiter, aber ich kenne diese Art der Verantwortung.
00:43:29: Das Blöde ist, du kannst kein Sonntags-Fatih sein.
00:43:32: Ich musste mich ja um die Schule und alles kümmern, aber lieber wäre ich nur der gute Fatih gewesen, die am Wochenende gelobt hätte, gespielt hätte, aber keine Chance dazu.
00:43:42: So Windeln gewechselt?
00:43:44: Hast du
00:43:46: Windeln gewechselt?
00:43:47: Hast du Windeln gewechselt?
00:43:49: Natürlich habe ich die Windeln gewechselt.
00:43:50: Echt?
00:43:51: Und du kannst das richtig?
00:43:52: Das kann ich richtig.
00:43:55: Das habe ich aber gleich gemacht, weil das mich von Anfang an auch meine erste Frau war.
00:43:59: Als ich es
00:44:00: versucht habe, hat meine Frau die Achtung verloren und meine Kinder den Respekt.
00:44:06: Also ich habe wirklich da, es gab keine Arbeit, die ich, was Kinder betrifft, nicht gemacht habe.
00:44:11: Das Windeln hat mich nicht gestört, das Füttern hat mich nicht gestört.
00:44:15: Das war schon meine Frau, das auch verlangt und ich war eh keine andere Wahl.
00:44:19: Und das war auch okay, das war auch okay.
00:44:25: Aber weißt du, meine zweite Ehre, da war ich ja nur so in gehobener Schicht Politiker.
00:44:31: Meine Frau war auch Politikerin und wir hatten eben eine Tochter.
00:44:35: Und da war es natürlich wieder extrem ungleich verteilt wie bei dir.
00:44:39: Natürlich habe ich ja auch mal gewinnt oder so, aber das war eben die Ausnahme.
00:44:44: war dann die Ausnahme.
00:44:47: Und trotzdem habe ich, und darauf bin ich auch stolz zu allem, meinen Kindern eine gute Beziehung und heute würde ich auch nichts mehr zulassen, was das kaputt machen könnte.
00:44:56: Und wenn es da ein wichtigen Termin geht, hat ja Vorrang vor anderen Terminen.
00:45:00: Das
00:45:00: gleiche hier.
00:45:02: Ich möchte zum Abschluss dieser ersten, doch sehr persönlichen Runde nochmal eine persönliche Anekdote teilen, weil ich glaube, sie auch zeigen kann, was Das Verhältnis zwischen Vätern und Kindern entwickeln kann.
00:45:20: über die Jahre.
00:45:22: Ich bin als kleines Kind, als kleines Kind habe ich immer wieder gesehen, wie mein Vater, wenn er ins Badezimmer ging, da hing ein kleines Bild vor dem Badezimmer.
00:45:34: Das war ein völlig wertloser Druck aus der viktorianischen Zeit und auf diesem Und dieses Bild hatte mich beängstigt.
00:45:43: Auf diesem Druck war ein Mann mit einem Holzbein, der marschiert ist, wie eben so ein Soldatenmarsch.
00:45:51: Und der hinter sich an der Hand hatte einen kleinen Jungen, der eben so marschiert ist, allerdings außerhalb des Taktes, also mit dem anderen Bein voraus.
00:46:02: Und wenn man genauer hingeschaut hat, hat man aber gemerkt, dass dieser Mann, der da marschierte, nicht mit dem Gewehr in der Hand, sondern einem Besen, den er in der Hand hatte, statt dem Gewehr.
00:46:11: Lachte, und zwar sehr offen lachte, trotz eines mächtigen Holzbeins.
00:46:17: Und ich hatte aber im Angst vor diesem Holzbein gehabt und habe dann irgendwann mal meinen Vater gefragt, der immer, wenn er da rein ging, mit den Fingern über dieses Bild gestrichen ist, was ihm dieses Bild bedeutet.
00:46:30: Und er hat mir damals gesagt, das erinnert mich an meine Narben und meine Niederlagen im Leben.
00:46:36: Das habe ich damals angenommen, wahrgenommen und aufgenommen.
00:46:41: Man verging in viele Jahre und als ich die wahrscheinlich größte, den größten Schlag in meinem beruflichen Leben hatte, das war der Tag, als ich den Rücktritt erklärt hatte von allen politischen Ämtern, stand ich vor der Haustür bei uns in Berlin und wollte nicht so wirklich ins Haus und hatte einfach war mit der Welt fertig in dem Moment und hatte ja durchaus auch den einen oder anderen Brügel bezogen, manches davon sicher zu Recht, aber ich war halt so, es war so ein echter Niederschlag, den ich da erfahren hatte.
00:47:21: Wenn irgendwann ging ich ins Haus und es lag auf der Kommode ein kleines Paket und ich bin zu der Kommode das Paket gesehen, es lag ein Brief drin, macht das Paket auf und da liegt dieses Bild drin und auf dem Brief stand Genau, standen genau zwei Sätze.
00:47:45: Und der erste Satz war, weil dieses Kind, das war interessant auf dem Bild, hatte bereits einen geöffneten Schuband.
00:47:54: Ich hatte immer das Gefühl, irgendwann löst sich auch dieses Schuh des Kindes und es könnte mich aber auch zum Holzbein kommen.
00:47:59: Der erste Satz war, jeder kann im Leben seinen Schuh verlieren.
00:48:06: Aber sollte man jemals ein Holzbein tragen müssen, verliert man damit nicht seine Würde.
00:48:13: Man kann es mit einem Lächeln ertragen, da in dich, liebender Vater.
00:48:20: Und das war, wir sind in unserem Leben viele Bellenteler durchlaufen und haben immer wieder uns ins gerauft und uns aneinander gerieben und sehr unterschiedliche Leben geführt.
00:48:35: Und er ist damals nach Berlin gefahren und hat dieses Bild zu mir gebracht, das ihm alles bedeutete, das wusste ich.
00:48:42: Man hat mir dieses Bild hingelegt und hat mir gezeigt, wie ein Vater sich verhalten kann, wenn es einem Kind auch mal richtig schlecht geht.
00:48:52: Und das werde ich ihm nie vergessen.
00:48:55: Er hat das Bild auch nie zurückgefordert.
00:48:56: Ich wollte es ihm zurückgeben.
00:48:58: Er hat gesagt, bitte behalte es.
00:49:01: Jetzt hängt es bei mir vom Eingang zum Badezimmer.
00:49:03: Und irgendwann wird es eines meiner Töchter bekommen.
00:49:14: Ich will dir dann zum Schluss auch eine mich beeindruckende Geschichte meiner Eltern erzählen.
00:49:22: Also das Erste war mein Vater bei zum Schluss Staatssekretär für Kirchenfragen.
00:49:27: Und im Juni, achtundachtzig, wurde er ins Politbüro bestellt und gönnte am Mittag, der gar nicht für ihn zuständig war, sagte die Aufgabe einer Staatssekretär für Kirchenfragen besteht darin, die Interessen der SED gegenüber den Kirchen zu vertreten.
00:49:42: Wir haben aber den Eindruck, dass du die Interessen der Kirchen gegenüber der SED vertrittst.
00:49:46: Das ist nicht dein Job.
00:49:48: Du kannst gehen.
00:49:49: Und Honnecker guckte nach unten und da wusste er, es ist gelaufen.
00:49:54: Und heute würde ich das nicht mehr sagen, weil er ein bisschen jünger war, als ich heute bin.
00:50:00: Auf jeden Fall habe ich dazu ihm gesagt, wie das hier nicht finde.
00:50:03: Du kannst auch von Rente leben, du musst das ja nicht so ernst nehmen.
00:50:07: Und dann sagte er zu mir, du, ich bin ganz zufrieden.
00:50:12: Dann sage ich, warum?
00:50:14: Und dann sagte er, weil die in zwei Jahren alle gehen müssen, was ich nicht geglaubt habe.
00:50:19: Ich sage, wie kommst du darauf?
00:50:20: Ich sage, das kann ich dir erklären.
00:50:22: Der Gorbatschaft macht gute politische Reformen, aber der scheitert daran, dass ihm nichts, aber auch gar nichts für die Wirtschaft einfällt.
00:50:29: Und die SED-Führung scheitert daran, dass sie denkt, sie kann sich von der sowjetischen Trend ohne diese gar nicht existieren können.
00:50:37: Daran gehen die alle zugrunde.
00:50:39: Das hat da auch einem amerikanischen Journalisten erzählt, der das aber auch erst nach der Bende veröffentlicht hat.
00:50:44: Wirklich erstaunlich.
00:50:46: Und mein Vater hatte immer so ein sachliches gutes Verhältnis zu mir.
00:50:50: Meine Mutter war, was mich betraf, ungeheuer ehrgeizig.
00:50:54: Und dann wurde ich Parteivorsitzender, einer parteitige hatte am Abgrundstand.
00:50:59: Daran sieht man meinen Anwaltsberuf, mich interessieren nur Einrichtungen und Leute mit Problemen.
00:51:05: Und das Problem war groß.
00:51:06: und da dachte ich, ja, da bin ich ja richtig am Platz.
00:51:10: Und da rief mich
00:51:10: meine... Das mich sitzt auch mit mir zusammen, also...
00:51:13: Pass auf, und dann rief mich... Und dann rief mich meine Mutter an und sagte, du trittst sofort wieder zurück.
00:51:22: Das sag ich ja, warum denn, Mütterchen?
00:51:24: Ja, sagst du, weil sie dich sonst erschießen.
00:51:26: Das war ihre Jahrhunderte.
00:51:27: Aber plötzlich war ihr Ehrgeiz aufgebrochen.
00:51:30: Und mein Vater war plötzlich richtig stolz auf mich.
00:51:33: Der kam zu jeder Veranstaltung, was mir gefallen hat.
00:51:35: Der hatte doch immer ein Dienstwagen.
00:51:37: Nur hatte er doch keinen mehr.
00:51:39: Der hatte Pläne von der U-Bahn, von den Buslinien, von der Straßenbahn, von den Esps.
00:51:46: und machte sich alles ganz knau aus.
00:51:48: Das fand ich nach so einem Funktionärsleben, wie er es geführt hatte, dass man sich so umstellen kann.
00:51:54: Und das machte ihm nichts aus.
00:51:57: Das habe ich dann auch wieder ein bisschen bewundert.
00:51:59: Also plötzlich schätzt man dann seine Eltern wieder auf eine Art, die man vorher vernachlässigt hat.
00:52:06: Und mein letzter Hinweis auch für Sie.
00:52:11: Man wird dreimal im Leben erzogen.
00:52:14: Das erste Mal von den Eltern, da können wir beide nur sagen, naja, das zweite Mal von der Lebenspartnerin oder dem Lebenspartner, das schon ziemlich anstrengend.
00:52:25: Und zum Schluss, davon kann ich wirklich reden von den eigenen Kindern.
00:52:29: Und das ist die blanke Katastrophe, wollte ich nur sagen.
00:52:32: Genau.
00:52:41: Und irgendwann sagen dann die Kinder zu der Mutter Achmutchen und zum Vater Achder.
00:52:50: Die beiden Achteas, die jetzt hier sitzen, werden jetzt... ...fünfundzwanzig Minuten Pause gemeinsam mit Ihnen machen.
00:52:57: In dieser Pause, glaube ich, können Sie immer noch die eine oder andere Frage stellen.
00:53:00: Der zweite Teil wird politischer versprochen.
00:53:03: Aber wir brauchen das gelegentlich, meine Damen und Herren.
00:53:11: Und wir werden dann tief eintauchen und nach der... genau nach der... Nach der Veranstaltung werden wir beide noch unsere neuesten Bücher signieren und das der einzige Zweck ist es eben, das habe ich jetzt erfolgreich in den letzten zweieinhalb Jahren geschafft, den Gregorgesi wirklich als Kapitalisten zu enttahnen, weil er seine Bücher verkaufen will und das muss er zu einem hohen Preis, weil er dieses Geld dann irgendwann seinen Töchtern so vererben will, dass er sich nicht über die siebzig Prozent Erbschaftssteuer ärgern, die du ihnen aufdrücken würdest.
00:53:46: Und vor dem Hintergrund, meine Damen und Herren, freuen wir uns auf Sie nach der Pause und auf Sie nach der Veranstaltung und danke, dass wir heute in Bremen sein dürfen.
00:53:57: Herzlichen
00:54:11: Dank!
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