„3 Worte“ - KT Guttenberg liest aus seinem neuen Buch-Teil 2
Shownotes
KT Guttenberg liest uns aus seinem neuen Buch vor. Erschienen ist es im Herder Verlag: 3 Worte-Neue Notizen aus der Gegenwart. Bestellen können Sie das Buch hier: https://www.herder.de/leben/shop/p6/93765-3-worte-gebundene-ausgabe/
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Einige Highlights der Gysi Gegen Guttenberg Tour:
23.09.25 Bremen, Metropol Theater
18.10.25 Dessau, Marienkirche
04.11.25 Essen, Lichtburg
09.12.25 Stuttgart, Liederhalle
Sonder-Live-Show im Mitteldeutschen Theater. Die Tickets finden Sie hier:
https://www.mitteldeutsches-theater.de/produktionen/gysi-gegen-guttenberg.html?ID_Vorstellung=560&m=2
https://www.eventim.de/event/gysi-gegen-gutenberg-live-2025-marienkirche-19865095/
Fragen, Anregungen, Kommentare?
Wir freuen uns auf Ihre Email: ggg@openminds.media
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Transkript anzeigen
00:00:00: Hallo und herzlich willkommen, liebe Gisigegen-Gutenberg-Fans.
00:00:04: Heute geht es um Zuversicht, Optimismus, weil das ja alles gar nicht so leicht ist im Moment.
00:00:09: Und doch sind wir bei Gisigegen-Gutenberg genau um diese zuversichtliche Einstellung bemüht.
00:00:15: Heute spricht KT Gutenberg wieder aus seinem Buch dazu.
00:00:18: Das Buch heißt drei Worte, neue Notizen aus der Gegenwart.
00:00:23: KT wird von Navalny erzählen.
00:00:26: von dem Papst und wie wir der Angst, die wir heutzutage so spüren, begegnen können.
00:00:31: Viel Freude dabei, wünscht Ihnen Ihr Team.
00:00:34: Giese gegen Gutenberg.
00:00:36: Liebe Zuhörer und Zuhörer, auch heute geht es in den Kolumnen um die Vereinbarkeit von Ängsten und Zuversicht.
00:00:44: Drei Kolumnen, die in sehr unterschiedlicher Weise diesem Thema versuchen auf den Grund zu gehen.
00:00:49: Viel Freude, die erste Kolumne.
00:00:53: Ich habe Angst.
00:00:56: Diesen Satz habe ich zuletzt oft gehört, zu oft.
00:01:00: Die Bereitschaft, sich zu dieser Empfindung zu bekennen scheint, zu steigen.
00:01:05: Ebenso wie die Zahl der Gefühlsschonglöre, die von ihr profitieren.
00:01:11: Vor einigen Jahren durfte ich einer Frau begegnen, die ich immer aus der Ferne für ihre Gelassenheit ihr ansteckend fröhliches Wesen bewundert hatte.
00:01:19: Gleichzeitig gingen sie keinen Konflikten aus dem Weg.
00:01:24: Für ihre Streitlust und geistreichen Provokationen wurde sie medial verprügelt, in den sozialen Medien wüstbeschimpft mitunter bedroht.
00:01:32: Sie schien trotzdem Angst befreit.
00:01:36: Oder pflegte sie nur eine Fassade, hinter der es konstant brodelte?
00:01:40: Sie hatte gerade eine Rede gehalten, die ihr wieder Kritik einbringen sollte, ich saß im Auditorium.
00:01:46: Beim anschließenden Empfang sprach ich sie an.
00:01:49: Ob sie denn keine Furcht kenne, keine Angst hätte.
00:01:53: Was meinen sie?
00:01:55: Sie schaffen es nicht, zum ersten Mal mächtige Feinde zu reizen, die in der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich sind.
00:02:02: Natürlich habe ich Ängste, nicht nur dies bezüglich mehrmals täglich.
00:02:06: Wie gehen Sie damit um?
00:02:07: Ihre Offenheit erstaunte mich.
00:02:09: Sie dachte kurz nach.
00:02:11: Ich lasse sie zu.
00:02:13: Meine Ängste, sagte sie, bevor sie von einer weiteren Bewunderin im Beschlag genommen wurde.
00:02:19: Ich fand die Antwort zunächst naiv.
00:02:21: Heute fasziniert sie mich.
00:02:24: Ängste fluten immer wieder unser Leben.
00:02:27: Sie kommen in Wellen, große und kleine, manche wirken wie Tsunamis.
00:02:31: Existenzielle Ängste, Furcht vor Verlust oder Reputationsschaden, gesetzt ist in der Liste lediglich der Tod.
00:02:38: Alles andere ist in der Regel ungewiss.
00:02:41: Nun kann man Ungewissheit als bedrückend oder ermunternd empfinden oder sie ins Unterbewusstsein verschieben.
00:02:47: Lange Jahre habe ich reagiert wie wohl viele andere.
00:02:51: Um im Bild der Flut zu bleiben, Statt die Ängste einzigern zu lassen, verdrängte ich sie hinter vermeintliche Schutzdämme.
00:03:00: Ein fataler Fehler.
00:03:02: Es mag widersprüchlich klingen, aber erst durch ihre Wahrnehmung, das zulassen der Ängste, kann ihre Überwindung gelingen.
00:03:11: Andernfalls vereinen sie sich mit den nächsten Wellen und schlagen nur umso heftiger zu.
00:03:15: Man muss kein Psychologe sein, um zu erkennen, dass Ängste, wie Traumata, durch Verdrängung eher potenziert werden.
00:03:23: Menschen in Führungspositionen hinterlassen regelmäßig den Eindruck des Unbeeindruckten.
00:03:28: Dies kann durchaus im Sinne einer firma oder politischen Botschaft sein.
00:03:33: Gefährlich wird es, wenn das Instrument sich des Wesens bemächtigt.
00:03:37: Das Negieren von Ängsten gilt manchmal als Ausweis ihrer Stellung.
00:03:42: Selbstkontrolle.
00:03:43: Nicht selten eine Chemere.
00:03:46: Schlimmstenfalls öffnet sich irgendwann ein Ventil.
00:03:49: Der Ängste lösen Weißreflexe aus, gerne nach unten, gerne gegenüber Schwächeren.
00:03:55: Dabei könnte man es auch anders sehen.
00:03:57: Begriffene Ängste als Brandmauer zum Hasardördar sein.
00:04:01: Von Mark Twain stammt der Satz, Mut ist Widerstand gegen die Angst, Beherrschung der Angst, aber nicht Abwesenheit von Angst.
00:04:14: Ist es etwa die Angst vor der Angst, die uns Angst macht?
00:04:19: Vor einiger Zeit hat mich ein Lächeln tief berührt.
00:04:23: Navalnis lächeln.
00:04:25: Zwei Tage vor seinem Tod.
00:04:28: Das Video ging um die Welt.
00:04:29: Ein Lächeln, das für einen Augenblick die Gitterstäbe schmelzen ließ.
00:04:34: Zu Strohhalmen degradierte, an denen die Diktatoren dieser Erde sich festklammern mögen.
00:04:41: War jeder Menschlichkeit.
00:04:43: Ein Lächeln, das der Welt zu ruft, meine Heimat ist so viel mehr als eine Ansammlung gekränkter, gewaltbereiter, revisionistischer Seelen.
00:04:53: Gewiss, es lässt sich auch ein Schimmer der oft beschriebenen russischen Melancholie erkennen.
00:04:58: Und doch wirkt es wie ein Auflehnen gegen die Spirale des Leidens, wie sie in Dostoyevsky's Tagebuch eines Schriftstellers aufscheinlich zitiere.
00:05:06: Ich glaube, das Wichtigste, das wesentlichste geistige Bedürfnis des russischen Volkes ist das Bedürfnis, immer und unerfährlich überall und in allem zu leiden.
00:05:17: Mit diesem Lechzen nach Leid scheint es von jeher infiziert zu
00:05:21: sein.".
00:05:23: Alexey Navalny aber lächelte.
00:05:25: Nein, er lachte, befreit, ein lächelndes Wärme ausstrahlt und damit der Kälte vorangegangener Urteile spottet.
00:05:35: Auch der Brutalität eines Straflagers am Polarkreis.
00:05:39: Nichts.
00:05:40: Nichts lässt Gewalt machtloser erscheinen als das freie Lächeln des Opfers.
00:05:46: Diese Kraft ist nicht jedem gegeben.
00:05:49: Und mit Navalny mögen Hoffnungen sterben.
00:05:52: Nicht sein Lachen.
00:05:55: Erwarf es dem nahenden Ende und den Schlechtern dieser Erde entgegen.
00:05:59: Unbeugsamkeit muss nicht mit dem Tod enden.
00:06:02: Für mich ist Navalnys letztes Lebenszeichen aus dem Gefängnis nicht vergebend oder gar messianisch wie es einige kommentierten.
00:06:11: vielmehr eine Antithese zur Angst.
00:06:14: Jener der Despoten, die Erbärmlichkeit von Diktatoren offenbart, sich im Trieb anderen größere Angst einzuflösen, als sie meinen, selbst zu empfinden.
00:06:26: Weniges aber fürchten sie mehr als das ehrliche Lächeln eines Menschen.
00:06:31: Wenig später trat eine Frau an das Mikrofon der Münchner Sicherheitskonferenz, Julia Nawalnaja, von Schmerz gezeichnet.
00:06:41: Sie hatte Minuten vorher vom Tod ihres Mannes erfahren.
00:06:44: Seine Botschaft in dessen lebt.
00:06:47: Eine Botschaft der Gerechtigkeit, nicht des Hasses.
00:06:51: Bevor sie ihre Kinder tröstete, erinnerte eine tapfere Frau die versammelten Staatenlenker, Militärs, Medienschaffenden und Strategen für einen flüchtigen Moment an den eigentlichen Maßstab ihrer Verantwortung.
00:07:06: Menschlichkeit.
00:07:07: Navalny's letzter Post aus der Haft galt im Juli, July, Zweihnzwanzig, seiner Julia.
00:07:12: Sobald die Traurigkeit sich einschleicht, beginne ich an dich zu denken.
00:07:19: Ein Lächeln.
00:07:20: Heute Morgen habe ich Tchaikovsky's letzte Sinfonie, Pathetik, gehört.
00:07:25: Er hatte sie achtundundneinzig Uhr aufgeführt, wenige Tage, bevor er unter mysteriösen Umständen starb.
00:07:33: Die Komposition reflektiert Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung.
00:07:40: Der Schlussakord von Navalny hat eine andere Tonalität.
00:07:44: Die eines Beginns.
00:07:47: Und so lächelt er.
00:07:49: Auch heute.
00:07:50: Seine Hänker sind weiter im Amt.
00:07:54: Navalnys Lächeln wird sie begleiten.
00:07:57: Lebenslang.
00:07:58: Die letzte Kolumne handelt von zwei nicht unbekannten Staatenlenkern angesichts der Beerdigung des letzten Papstes.
00:08:06: Vor Kurzem.
00:08:08: Zwei Stühle.
00:08:10: in der Taufkapelle des Petersdoms.
00:08:13: Sie wirkten verloren vor der maximalen Autoritätskulisse des Katholizismus und schrumpften auf ihren Sitzen.
00:08:21: zwei Machtvolle auf ihre irdische Größe oder auf das, was das Leben aus ihnen geformt hat.
00:08:29: Während wenig später der Papst zu Grabe getragen wurde, könnten diese Stühle über Gräber entschieden haben.
00:08:37: Inner und außerhalb ukrainischer Grenzen.
00:08:40: Die Stühle spiegelten trotz oder aufgrund der heiligen Heilen eine Profanität, wie man sie aus überladenen Hotelkonferenzräumen kennt.
00:08:49: Sie trugen zwei Schicksalslenker unserer Zeit.
00:08:53: Der eine maßgeblich getrieben von der ungewissen Zukunft eines geschundenen Landes, der andere von sich selbst.
00:09:02: Die Auswahl von Stühlen kann seit jeher eine Machtdemonstration sein.
00:09:07: Umso mehr sollten die umgebenden Räume einseitiger Kontrolle unterworfen sein.
00:09:13: Und doch verkleinern Drohne nicht nur jene, die vor ihnen stehen.
00:09:19: In Rom führten hingegen zwei einfache Stühle zu der Erkenntnis, dass sich Größen waren und zelebriertes Understatement wenigstens für einen Moment zu neutralisieren schienen.
00:09:30: Als könnte Wechselseitig empfundene Dauerprovokation im Oval Office vor Kurzem auf die Spitze getrieben, einem innehalten Weichen.
00:09:39: Und sei es nur, um auf die Essenziale eines Dialogs reduziert zu werden.
00:09:45: Auf dem Petersplatz suchten derweil weltliche und kirchliche Amtsträge ihre Sitzgelegenheiten auf peinlich darauf bedacht, in welcher Reihe man platziert war.
00:09:54: Ein gelegentlich eitel gepflegtes Privileg.
00:09:57: Ein Ämter gebunden, nicht an den Menschen.
00:10:00: Einige Stunden später sollte in des der Mensch Jorge Mario Bergoglio in der Basilika Santa Maria Maggiore beerdigt werden.
00:10:09: Die Sitzgruppe in der Taufkapelle bestimmten jedoch zwei Amtsträger, Trump und Zelensky, die Ängste wie Hoffnungen beerdigt haben könnten.
00:10:20: Es wird sich zeigen, auch ob sich unterdessen auf einem Stuhl in Moskau ein Hintern bewegt hat.
00:10:27: Der Thron des Papstes ist vorübergehend vakant.
00:10:31: An Beichtstühlen soll es im Petersdom aber keinen Mangel geben.
00:10:35: Ich schreibe diese Kolumne auf dem Stagecoach Festival in Quarcella auf einem Klappstuhl, umgeben von fröhlich-schrill-bunden Country-Music-Afficionados.
00:10:45: Der Kontrast zu den grägojanischen Gesängen und dem Ornata-Kardinele und Bischöfe auf dem Petersplatz in Rom könnte an diesem Samstag kaum größer sein.
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